Skizzen aus dem autistischen Leben, 2017
Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich ohne Freunde. Ich vermisste nichts. Klar fühlte ich mich oft einsam. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich mich danach gesehnt hätte, einen Freund oder eine Freundin zu haben. Ich war einsam, weil mir meine leiblichen Eltern das Leben buchstäblich zur Hölle machten. Ich floh in Tagträume. Ich dämmerte regelrecht weg. In meinen Tagträumen erfüllten sich all meine Sehnsüchte. Ich war weit, weit weg, in Landschaften, die (beinahe)...
Es ist für mich immer wieder verblüffend, wenn ich Rückmeldung bekomme, wie ich auf NTs wirke, die mich nicht kennen. Bei den meisten scheine ich Angst auszulösen. Ich bin 1.90 Meter groß, etwas über 100 Kilo schwer und eher muskulös als fett. Also eher der Türsteher als die adipöse Couch-Potato. Da ich im Freien fast immer eine tiefdunkle Sonnenbrille trage, mein Gesicht beinahe unbeweglich ist und ich kaum was sage, kann das einschüchternd wirken. „Finster“ sei ich, bekam ich zu...
Meine leiblichen Eltern waren hochtraumatisierte Kriegskinder. Als der zweite Weltkrieg zu Ende ging, waren sie 15 bzw. 14 Jahre alt und hatten viele Dinge gesehen und erlebt, die auch die Seele eines Erwachsenen zerstört hätten: Not, Tod, Heimatlosigkeit, dauerhafte, massive sexuelle Gewalt, lange Phasen der permanenten Todesangst, schwerste körperliche Entbehrungen, Elternlosigkeit – die Liste ließe sich noch lange, lange fortsetzen. Das Klima, in dem sie unabhängig voneinander groß...