** Verwundbare Seelen – Vorsicht bitte, auch hier ist wieder jede Menge Triggerkram drin. **
Sind Sie ein Philosoph? Ganz sicher sind Sie das. Vielleicht kein Profi wie die Kants und Platos oder Russels dieser Welt, vielleicht nicht so tiefgründig wie Schlegel oder Spinoza und ganz sicher nicht so unendlich verschwurbelt wie Hegel, Heidegger oder Fichte. Aber bestimmt haben Sie immer wieder Anwandlungen der Philosophie. Sicher denken Sie immer wieder absolut profund und hauen den einen oder anderen welterklärenden Aphorismus raus, den man in früheren Zeiten in Stein gemeißelt hätte, weil er so wertvoll und einzigartig ist. Sicher sind auch Sie ein Philosoph.
Aber was ist das eigentlich „Philosophie“?
Das Wort Philosophie, so lehrt uns das Internet, „stammt aus dem Griechischen. Es geht zurück auf „philein“ bzw. „philos“ und „sophia“. „philein“ bedeutet „“lieben“ und „sophia“ „Weisheit“.
Also: Wenn man das Wort Philosophie ins Deutsche übersetzt, entspricht das in etwa „Liebe zur Weisheit.“
Und was sagen Sie – lieben Sie die Weisheit? Ganz sicher tun Sie das.
Lassen Sie uns mal ein wenig Sprachphilosophie betreiben und etwas mit Worten spielen. Versuchen wir mal, die „Liebe zur Weisheit“ auf Worte und Sprache anzuwenden.
Sind Sie frankophil?
Vielleicht sind Sie das. Vielleicht sind Sie das nicht. Das kann ich im Moment nicht entscheiden.
Doch was bedeutet es, frankophil zu sein? Wikipedia sagt dazu:
„Frankophilie (…) aus dem Altgriechischen philía „Freundschaft“, „Liebe“, „Zuneigung“ bezeichnet die Liebe von Nicht-Franzosen für alles Französische.“
Sind Sie ein Nicht-Franzose, und ist Freundschaft, Liebe und Zuneigung das, was Sie mit allem Französischen verbindet?
Sie können das besser beantworten als ich.
Gehen wir einen Schritt weiter.
Sind Sie pädophil?
Dieses Wort ist zusammengesetzt aus den griechischen Wörtern pais „Knabe, Kind“ und – wie könnte es anders sein - philía „Freundschaft“, „Liebe“, „Zuneigung“.
Nach allem, was wir sehen können, bedeutet es genau das, wenn man über jemanden sagt, dass er pädophil ist:
Er liebt Kinder. Er empfindet Freundschaft, Liebe und Zuneigung zu Kindern.
Und wie ist das mit Ihnen?
Lieben Sie Kinder?
Sie sehen vermutlich, dass es hier hakt. Irgendwas stimmt mit dem Gebrauch des Wortes „pädophil“ nicht.
Nach unserer Erfahrung kann man als Erwachsener nur eines von beiden sein:
Entweder man ist pädophil, oder man liebt Kinder. Beides zusammen geht nicht.
Als wir ein kleines Kind waren, sind wir Menschen in die Hände gefallen, die man nach heutigem Sprachgebrauch als „pädophil“ bezeichnen würde. Sie haben ihre Pädophilie an uns ausgelebt – weitgehend ungehemmt und unbehindert von allem, was man als Humanität oder Mitgefühl bezeichnen könnte.
Wir können Ihnen aus unserer Erfahrung mit Bestimmtheit sagen, dass gelebte Pädophilie ganz sicher nichts mit Liebe oder Zuneigung zu Kindern zu tun hat. Gar nichts. Das Kind verwandelt sich in den Händen eines „Pädophilen“ von einem Kind zu einem Werkzeug. Dieses Werkzeug hat die Bedürfnisse des Erwachsenen zu befriedigen. Nur darum geht es diesem Erwachsenen. Es geht ihm nicht um das Kind und seine Bedürfnisse, sondern darum, wie dieses „Instrument“ seine Bedürfnisse befriedigen kann. Und das Kind hat zu funktionieren, sonst geht es ihm schlecht. Auf der anderen Seite: Es geht ihm auch dann schlecht, wenn es funktioniert: So oder so geht es also seiner Zerstörung entgegen. Aus der Nummer kommt es nicht mehr raus.
Aber nochmal:
Was hat das mit Liebe zu Kindern zu tun?
Und nichts anderes bedeutet ja das Wort Pädophilie.
Um es auf den Punkt zu bringen:
Aus der an uns ausgetobten Pädophilie Erwachsener resultieren in unserem Leben auch heute noch Alpträume, Flashbacks, massive seelische Not und chronische Krankheit.
Unsere Alpträume und unsere Flashbacks erzählen uns nicht – wirklich gar nichts - von Liebe und Zuneigung. Unser ganzer Körper und unsere Erfahrungen in jahrzehntelanger Psychotherapie erzählen auch nichts von Liebe, Zuneigung oder Freundschaft. Sie erzählen von uferloser Zerstörung – die Welt fällt auseinander und zerbricht. Sie erzählen von unbeschreiblichen Schmerzen - Schmerzen, die buchstäblich alles durchdringen und auch nie aufhören. Sie erzählen von namenlosem Entsetzen und von Psychosen, von uferloser, nie endender Angst … und so weiter, und so weiter.
Halten wir also fest:
1
Pädophilie bedeutet ins Deutsche übersetzt „Liebe zu Kindern“.
2
Das, was Pädophile mit Kindern tun, wenn man sie lässt, ist nicht Liebe. Es ist die pure Gewalt an Kindern. Es ist die reine Grausamkeit. Das führt zur Zerstörung und Vernichtung des Kindes – körperlich und seelisch. Viele Kinder sterben daran. Die Kinder, die diese Gewalt überleben, tun meistens den Rest ihres Lebens genau das – sie überleben. Aber oft genug leben sie nicht. Sie sind dann lebenslang schwer geschädigt an Körper und Seele. Sie leben häufig ein elendes und erbarmungswürdiges Leben, um dann deutlich vor ihrer Zeit zu sterben – oft genug beenden sie ihr Leben selber, weil es einfach nicht mehr zu ertragen ist.
Wir sagen das hier in dieser Deutlichkeit, damit klar wird, dass das, was „Pädophile“ mit Kindern tun, nichts, aber auch wirklich gar nichts mit Liebe zu Kindern zu tun hat.
Das Wort „Pädophilie“ ist also falsch gewählt.
Immer, wenn wir lesen oder hören, dass Pädokriminelle „pädophil“ sind, werden wir wütend. Sehr wütend. Sie sind nicht pädophil. Sie lieben Kinder nicht. Sie zerstören und verstümmeln Kinder – an Körper und an Seele. Das hat nichts mit Liebe zu tun. Aber wenn sie nicht „pädophil“ sind, was sind sie dann?
Letzte Woche besprachen wir das in der Eingangsbesprechung mit unserer Psychotherapeutin. Da sie sprachsensibel ist, verstand sie sofort, was wir meinten. Da diese Therapie nicht sprachgebunden ist, vertieften wir das jedoch nicht weiter. Aber es bewegte sie. Kurz danach schrieb sie uns eine Nachricht:
„Pädokatastroph.
Katastrophe ist Griechisch für Vernichtung.
Ist bisschen sperrig, oder?“
Unser zweitältestes Spezialinteresse sind Worte. „Worte – was sie bedeuten, und wie sie zusammengesetzt werden.“ Das treibt uns um, seit wir sprechen können. Also machten wir uns an die Arbeit und recherchierten.
Wenige Tage später schrieben wir der Therapeutin zurück:
„Wir haben den Eindruck, dass ein Wort her muss, das in Rhythmik und Struktur dem zu ersetzenden gleichkommt. Sonst wird es zu sperrig und sein Gebrauch wirkt gekünstelt und angestrengt.
Die Favoriten unserer Kleinen (in dieser Reihenfolge):
1
pädopon – von Ponos: Schmerz
2
pädokak – von kakos: böse, schlecht, böswillig
3
pädoter – von Teras: Ungeheuer, Monster
4
pädovlav – von Vlavi: Schaden“
Wir haben viele dutzend Worte durchprobiert und durch griechische Wörterbücher im Internet geschleust:
Vernichten, zerstören, giftig, unheilvoll, tödlich, böse, schlecht, schlimm, Verbrecher, übelwollend, schädlich, … und so weiter, und so weiter.
Wir haben Substantive, Verben und Adjektive durchprobiert und gefiltert. Das, was am Schluss für uns rauskam, war das Adjektiv „pädopon“.
Wer pädopon ist, fügt also Kindern Schmerzen zu. Pädoponie ist das zugehörige Substantiv. Auch das ist als Wort eher schwach, wenn man die schier uferlose Zerstörung und Vernichtung betrachtet, die Pädokriminelle bei Kindern anrichten. Aber es ist auf jeden Fall viel besser als „pädophil“ oder „Pädophilie“.
Doch wir sind des Griechischen nicht mächtig. Vielleicht haben Sie bessere Ideen. Vielleicht haben Sie irgendwo auch schon bessere Worte gefunden oder selber welche gebildet. Gibt es Möglichkeiten, das was Pädopone mit Kindern tun, besser in ein Adjektiv zu fassen, das dreisilbig ist und vorne mit pädo anfängt? (Das Substantiv wäre dann viersilbig).
Schreiben Sie gerne was in die Kommentare.
Und falls Sie selber als Kind betroffen waren:
Wir wünschen Ihnen das beste, und dass ihre Wunden heilen können.
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Pascale (Sonntag, 15 Oktober 2023 11:59)
pädospazo - von Griechisch spazo: zerbrechen
gesprochen: pädospaso
Stiller (Sonntag, 15 Oktober 2023 13:49)
Vielen Dank für diesen Hinweis.
Unsere Kleinen tun sich schwer mit diesem Begriff, weil nur etwas, was hart ist, zerbrechen kann.
Kinderseelen sind nicht hart.
Pascale (Sonntag, 15 Oktober 2023 14:34)
Wir hatten ursprünglich nach dem griechischen Wort für „spalten“ Ausschau gehalten.
Spalten im Sinn von „viele werden“.
Da wir nicht fündig wurden, war danach „Zerbrechen“ (in viele Teile) für uns das Naheliegendste.