Wir haben nach langer Zeit mal wieder Krieg in Zentraleuropa. Für die meisten, die heute leben, dürfte das eine völlig neue Erfahrung sein. Nach allem, was ich sehe, scheint das im Moment so ziemlich jeden zu beschäftigen.
Ich will an dieser Stelle nicht auf die politische und militärische Dimension dieser Ereignisse eingehen. Ich nehme an, dass das Internet voll ist von Twitterern, YouTubern, Influencern und so weiter, die in dieser Sache hinreichend Content produzieren.
Auch die moralische Seite will ich an dieser Stelle außen vor lassen. Ich gehe davon aus, dass auch in dieser Hinsicht so ziemlich alles bereits gesagt wird, was zu sagen ist.
Da ich politisch sehr interessiert bin, verfolge ich die Lage aus mindestens einem Dutzend Quellen und stelle dabei fest, dass die Bandbreite möglicher Sichtweisen sehr groß ist. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist die Jugendorganisation der Grünen der Ansicht, dass man Putins Aggression am besten mit Windenergie zurückschlägt. Dann wieder gibt es Hinweise, dass sich internationale Freiwilligenverbände bilden wie seinerzeit die Abraham Lincoln Brigade, die im spanischen Bürgerkrieg gegen die Faschisten kämpfte. Die wollen also ganz konkret was tun und mitkämpfen. Und sicherlich gibt es hunderte Sichtweisen zwischen diesen beiden Extremen, die mir entgehen.
Ich kann zu alldem wenig sagen, denn aus ihrer Sicht haben all diese Menschen sicherlich recht. Gegen die von Putin entfesselte Aggression muss was getan werden – die Wege dahin sind sicher vielfältig.
Ich will an dieser Stelle erzählen, was es in meiner Welt bedeutet, in Frieden zu leben. Zu dieser Sicht der Dinge finde ich im Internet beinahe nichts.
Also los:
Gestern schrieb mir ein NT eine Mail. Dieser NT ist in meinem Herzen. Er ist Anfang zwanzig und das, was man im Englischen „very down to earth“ nennt. Deshalb überraschte es mich, dass er mir was schrieb von „den Planeten retten“.
Aber ok: Viele Menschen in diesem Alter wollen unbedingt was retten. Und warum nicht gleich den ganzen Planeten?
Ein anderer NT erzählte mir gestern was von „Frieden“. Und von den vielen Gesprächen, die er und seine Mit-NTs jetzt führen würden wegen des Krieges in der Ukraine. „Frieden“ sagte er. Und dass man was tun müsse.
Wir saßen uns gegenüber, als er mir das erzählte. Ich schaute ihn an und fragte ihn:
„Lebst du denn im Frieden mit dir selber?“
Ich kenne keinen Menschen, der im Frieden mit sich selber lebt. Die einen sind mehr im Krieg mit sich selber, die anderen weniger. Das ist keine umwerfend neue Erkenntnis: Die überlieferte Geschichte der Menschheit kennt Menschen, die in Frieden mit sich leben, nur aus Sagen und Erzählungen. Wenn man sich in der Geschichte anschaut, was abseits der Sagen und Erzählungen von Menschen ganz real getan wurde, dann lässt sich leicht feststellen, dass auch früher Menschen nicht in Frieden mit sich lebten.
Ich sage Menschen, die Frieden in die Welt tragen wollen, dieses:
In dem Maße, wie du in Frieden mit dir selber lebst kannst du auch Frieden in die Welt tragen.
In dem Maße, wie du im Unfrieden mit dir selber lebst, wirst du auch Unfrieden in die Welt tragen – egal, was du auch tust. Deine Motive können noch so nobel sein, deine Projekte noch so edel und dein Ansinnen kann noch so beispielgebend sein („Ich will die Welt retten“) – es bleibt dabei:
In dem Maße, wie du Unfrieden in dir trägst, wirst du Unfrieden in die Welt tragen, wenn du nach außen wirksam wirst. Es geht nicht anders. Es ist ein Naturgesetz.
Willst du also die Welt retten oder Frieden in die Welt bringen, dann fang bei dir an, sonst wird das nichts.
Das bedeutet natürlich nicht, dass man Staaten, die ein Verhalten an den Tag legen, das an schwer bewaffnete und narzisstisch gekränkte Straßenräuber erinnert, gewähren lassen soll, bis man mit sich selber im Reinen ist. Bei Gefahr im Verzug muss natürlich unverzüglich gehandelt werden – entschlossen und wirksam. Aber dieses Handeln beseitigt immer nur die unmittelbare Gefahr. Die eigentliche Arbeit beginnt immer erst nach dem Krieg.
Wenn du einen Krieg gewinnst, dann ist das erst mal schön für dich.
Wenn du aber den Frieden nicht verlieren willst, dann musst du an dir selber arbeiten. Was nützt dir der schönste Sieg, wenn als Resultat der Krieg in den Herzen weitergeht?
Auch, wenn du es noch so oft und intensiv versuchst – du kannst andere Menschen nicht ändern. Der einzige Mensch, den du ändern kannst, bist du selber. Wenn du also willst, dass Frieden in den Herzen einkehrt, dann arbeite an dir selber. (Und du wirst feststellen, dass du damit wirklich gut zu tun hast. Du wirst in deinem Herzen Arbeit finden, die für ein ganzes Leben reicht).
Da diese Arbeit zu meiner Kernkompetenz gehört, will ich an dieser Stelle auf ein paar Dinge hinweisen, die nach allem, was ich sehen kann, in der aktuellen Debatte eher nicht auftauchen:
Erster Teil
1
Wir alle haben einen unbewussten Lebensplan in uns, der unser Leben in einem ganz starken Maße steuert. Diesen Lebensplan kann man sich bewusst machen – dann ist er nicht mehr unbewusst (ist ja logisch).
In dem Maße, wie man sich seinen unbewussten Lebensplan bewusst macht, kann man ihn ändern. Man ist ihm also nicht ausgeliefert. Er ist kein Schicksal. Man kann sein Leben ändern. Aber dafür muss man sich seinen unbewussten Lebensplan bewusst machen.
Dieser unbewusste Lebensplan bestimmt in einem sehr starken Maße, was wir für ein Leben führen:
· Wie wir leben
· In welchem Maße es uns gut geht
· In welchem Maße wir gesund oder krank sind
· Welchen Erfolg wir haben, welchen Erfolg wir nicht haben
· In wen wir uns verlieben
· Was für Beziehungen wir führen
· Ob uns unser Leben geling
· Und so weiter
All das und noch viel mehr wird in einem deutlich stärkeren Maße von unserem unbewussten Lebensplan gesteuert als von uns selber.
2
In dem Maße, wie uns unser unbewusster Lebensplan nicht bewusst ist, passen wir
unsere Wahrnehmung
unser Denken
unser Fühlen
unser Handeln
an die Erfordernisse dieses Lebensplans an.
Wir werden also immer nur das wahrnehmen, was zu unserem unbewussten Lebensplan passt.
· Wir werden fehlwahrnehmen
· Wir werden unsere Wahrnehmung grotesk fehlinterpretieren
· Wir werden wichtige Aspekte unserer Wahrnehmung einfach ausklammern
· Wir werden völlig unbedeutende Aspekte unserer Wahrnehmung völlig überbewerten
· Und so weiter
Das alles tun wir (völlig unbewusst und automatisch), um unseren unbewussten Lebensplan nicht zu gefährden und laufend neu zu bestätigen.
Genauso werden wir unser Denken, Fühlen und Handeln immer korrumpieren, wenn wir andernfalls unseren unbewussten Lebensplan gefährden würden.
All das kann man in dem Maße aushebeln, wie man sich den unbewussten Lebensplan bewusst macht.
3
Wenn Dinge in uns ungeheilt sind, dann findet das seine Entsprechung in unserem unbewussten Lebensplan. Mit anderen Worten:
Das, was in uns ist, finden wir immer auch im Außen.
Wenn in uns Krieg ist, werden wir im Außen immer Krieg finden.
Wenn auch beim besten Willen kein Krieg im Außen zu finden ist, dann werden wir uns unbewusst so verhalten, dass sich das
schnell ändert. Wir werden immer alles daran setzen, dass das, was wir tun, dazu beiträgt, dass wir das, was in unserem unbewussten Lebensplan steht, in unserer Außenwelt wiederfinden.
Das tun wir unbewusst aber sehr wirksam.
4
Was ich hier beschreibe, sind Naturgesetze.
Ob sie dir gefallen oder nicht ändert nichts an ihrer Wirksamkeit.
Ob du sie für dich und dein Leben anerkennst oder nicht, ändert auch nichts an ihrer Wirksamkeit.
5
Die Arbeit am unbewussten Lebensplan ist eine lebenslange Aufgabe.
Willst du also Frieden in die Welt bringen, dann ist es deine Aufgabe, lebenslang an dir zu arbeiten.
Alles andere ist nicht real und führt in die Irre.
Den Krieg, den du im Herzen hast, den wirst du immer nach außen tragen, damit du ihn dort wiederfindest. (Und nochmal: Es ist völlig egal, wie edel deine Motive sind und wie nobel dein Ansinnen ist: Der unbewusste Lebensplan gewinnt immer).
Zweiter Teil
Ich gebe gerne zu, dass ich so meine Probleme mit dem Verhalten der Heiligen Greta und ihrer Jünger habe.
Motive und Ansinnen – über jeden Zweifel erhaben. Das unterschreibe ich sofort.
Wenn ich dann aber diesen Hass in den Herzen sehe, dann sage ich:
Heile dich erst mal selber, bevor du die Welt heilen willst.
Denn egal, was immer du auch glaubst zu tun – in Wirklichkeit bist du in geheimer Mission unterwegs:
Das, was in deinem unbewussten Lebensplan steht, das wirst du zur Ausführung bringen, egal, was deine offizielle Agenda ist.
Du agierst wie ein „Schläfer“ in einem Agentenfilm, der von seinem tatsächlichen Auftrag gar nichts weiß. Er agiert im besten Glauben. Aber er wird gesteuert von einem Programm, das ihm nicht bewusst ist.
Mach dir also deine geheime Mission bewusst.
Dann ist sie nicht mehr geheim, und du kannst sie verändern.
Du bist nicht verdammt dazu, Unfrieden in die Welt zu tragen.
Aber dazu musst du was tun.
Lebenslang musst du dafür was tun.
Nicht im Außen, sondern im Innen.
Dritter Teil
Tue also das im Außen das, was absolut notwendig ist, um die unmittelbare Gefahr abzuwenden. Tue das entschlossen und wirksam.
Bleibe dabei aber nicht stehen.
Wende dich zeitgleich intensiv nach innen. Wende dich deinem unbewussten Lebensplan zu. In dem Maße wie du ihn dir bewusst machst, kannst du ihn aushebeln und verändern.
Wenn du das nicht tust, dann bist du immer in geheimer Mission unterwegs.
Und du kannst ganz sicher sein, dass deine geheime Mission destruktive und vergiftende Aspekte hat, von denen du lieber nicht willst, dass sie Realität werden.
Da kannst du bewusst noch so viel Frieden wollen.
Wenn du Frieden in die Welt bringen willst, ohne dich des Krieges in deinem Herzen anzunehmen, dann bist du wie ein Mensch, der einen Stein so hoch werfen will, dass er den Himmel erreicht und der sich dann jedes Mal darüber wundert, dass er wieder auf die Erde zurückfällt.
Deshalb an all die Kämpfer da draußen:
Viele Menschen, die Krieg und Unfrieden in ihrem Herzen tragen, erleben es regelrecht als Erlösung, wenn sie im Außen etwas finden, was ihre Innenwelt widerspiegelt - wie z.B. Putins Krieg.
Sie fühlen dann den Impuls, die Waffe in die Hand zu nehmen und dieser Aggression entschlossen entgegenzutreten:
Ein nobles Ansinnen, ohne Frage.
Die Welt braucht solche Kämpfer.
Wenn dieser Kampf aber gewonnen und vorüber ist, stellen sie voller Schrecken dieses fest:
Der Krieg mag vorbei und gewonnen sein.
Aber sie finden keinen Frieden.
Überall im Land mag Frieden sein – in ihrem Herzen nicht. Der Frieden der anderen erreicht sie nicht. Der Krieg in ihnen geht weiter.
Ja, und jetzt?
Meist wenden sich diese Menschen dann anderen Kämpfen und Kriegen zu – werden Berufssoldaten, Söldner oder was auch immer.
Sie wollen den Krieg, den sie in sich tragen, im Außen ausfechten.
Aber das kann nicht gelingen.
Und deshalb meine Frage an all die Kämpfer da draußen:
Wen wirst du bekämpfen, wenn dieser Krieg gewonnen und vorbei ist?
Wenn du dich dann nach innen wendest, hast du eine Chance, Frieden zu finden.
Ansonsten kannst du dich auch dein ganzes restliches Leben damit beschäftigen, Steine in den Himmel zu werfen und zu hoffen, dass irgendwann mal einer oben bleibt.
Deine Entscheidung.
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