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Das Neurotypische Syndrom 27 – Da muss man doch helfen!

Nö, muss man nicht.

 

 

In der Reihe „Das Neurotypische Syndrom“ schreibe ich über das, was aus meiner Sicht die Lebenswirklichkeit der NTs auszeichnet. Ihre Art, in der Welt zu sein unterscheidet sich in vielen Belangen substanziell von der Art, in der Autisten in der Welt sind.

 

Dabei nutze ich dieselbe Sprache (Schärfe, Abwertung, Einseitigkeit, Polemik etc.) mit der selbst- und fremdernannte neurotypische Autismus-Experten über uns, die Autisten schreiben. Ich tue das, damit die NTs einmal die Möglichkeit bekommen, nachzuvollziehen, wie das ist, wenn man sowas über sich selber liest.

Denn ich als Autist bin ganz eindeutig ein Experte für die NTs. Sie sind mein ältestes Spezialinteresse, und ich habe dieses Spezialinteresse zu meinem Beruf gemacht. Wenn ich Vorträge zu diesem Thema halte, sage ich den NTs manchmal:

Hier sprechen mehr als fünf Jahrzehnte Expertise zu Ihnen.

NTs, die sich im Bereich Autismus spezialisieren, beginnen in der Regel erst im Studium, sich intensiv mit Autismus zu beschäftigen. Als ich mein Psychologiestudium begann, hatte ich mich schon über zwei Jahrzehnte intensiv mit diesen seltsamen Wesen – den NTs – befasst.

 

 

Heute will ich über einen Ausschnitt des Neurotypischen Syndroms schreiben, der mir sehr häufig auffällt:

NTs sind – im Durchschnitt – seelisch deutlich weniger belastbar als Asperger-Autisten. Der durchschnittliche NT würde Drücken (seelisch, sozial, physisch), denen AS ganz alltäglich ausgesetzt sind, in keiner Weise standhalten. Für die allermeisten NTs gilt: Wenn man sie solchen Drücken aussetzen würde, dann wären sie schlicht und ergreifend nicht lebensfähig.

 

Natürlich gibt es einzelne NTs, die einem durchschnittlichen AS in Sachen seelischer Belastbarkeit gleichkommen, keine Frage. Aber ich spreche hier von den durchschnittlichen NTs, von der breiten Masse.

 

Eine Ausdrucksform dieser sehr geringen seelischen Belastbarkeit ist der intensive Wunsch der NTs zu helfen.

Wie oft habe ich mir von ihnen angehört:

Ja, da muss man doch helfen!“

Und dann helfen sie.

Und sei ihre Hilfe auch noch so schädlich – geholfen muss werden!

 

Warum ist dieses intensive und weitverbreitete Helfenwollen so schädlich?

Warum ist dieses Helfenwollen Ausdruck mangelnder seelischer Belastbarkeit?

 

Schauen wir uns das mal genauer an.

 

 

Warum ist dieses intensive und weitverbreitete Helfenwollen schädlich?

 

Als meine beiden Töchter noch zur Schule gingen (die Jüngere ging in die zweite Klasse, die Ältere in die sechste), wuselten sie an einem schönen Sommertag eifrig und aufgeregt durch unsere Wohnung. Sie trugen alte T-Shirts von mir durch die Gegend. Es entwickelte sich dieser Dialog:

Stiller: „Kinder, was macht ihr denn da?“

Jüngere: „Wir sammeln Wäsche.“

Stiller: „Wäsche?“

Ältere: „Ja, Klamotten, die noch gut sind, die wir aber nicht mehr tragen.“

Stiller: „Aha. Und was macht ihr damit?“

Jüngere: „Die kommen nach Afrika.“

Stiller: „Nach Afrika?“

Jüngere: „Ja, da ist so eine Sammlung in der Schule. Wir sammeln jetzt Wäsche für Afrika.“

Stiller: „Und wer bekommt in Afrika diese Wäsche?“

Jüngere: „Da sind ganz viele ganz arm. Die haben nichts anzuziehen.“

Stiller: „Ach. Und was haben die vorher getragen? Ich meine, bevor die unsere Wäsche bekommen – sind die da nackt rumgelaufen?“

Ältere: „Nein, die haben schon Sachen. Aber eben viel zu wenig.“

Jüngere: „Und nicht so gute.“

Stiller: „Und wenn die unsere Sachen bekommen, dann tragen sie die?“

Ältere: „Ja, sicher.“ (Sie hebt ein T-Shirt hoch und zeigt es mir) „Guck mal, du trägst das nicht mehr, aber das ist doch noch voll in Ordnung.“

Stiller: „Ja, da freuen die sich bestimmt.“

Jüngere: „Und wie! Kannst du uns voll glauben.“

Stiller: „Und die Sachen, die sie bis jetzt tragen – von wem haben sie denn die bekommen?“

Ältere: „Ja, die werden sie sich da unten gekauft haben, denk‘ ich mal.“

Stiller: „Wie gekauft haben? Von wem denn?“

Ältere: „Ja, von irgendwelchen Schneidern.“

Jüngere: „Oder in irgendwelchen Geschäften.“

Stiller: „Ach, die haben bis jetzt immer bei irgendwelchen Schneidern oder Geschäften eingekauft?“

Beide: „Ja.“

Stiller: „Ich verstehe. Und wenn die jetzt von uns Sachen geschenkt kriegen, dann tragen sie natürlich unsere Sachen, weil die viel besser sind und nichts kosten.“

Jüngere: „Genau.“

Stiller: „Sagt mal, was wird eigentlich aus diesen Schneidern und aus den Leuten, die in diesen Geschäften arbeiten, wenn die Leute jetzt nur noch unsere geschenkten Sachen tragen?“

Ältere: „Oh!“

Stiller: „Genau: Oh!“

 

 

Ich weiß nicht mehr, wie das dann weiterging.

Aber solche Gespräche hatte ich häufiger mit meinen Töchtern.

 

Ich erlebe das auch ganz häufig bei meiner Arbeit: Irgendwer ist in Not, und dann muss ihm geholfen werden. Und dann wird geholfen – Aktionismus macht sich breit. Es wird gespendet, es wird gesammelt, es wird gemacht, es wird getan.

Natürlich ist es wichtig, dass denen, die in Not sind, geholfen wird. Die Starken helfen den Schwachen und schützen sie - das ist auch in meiner Welt ein hoher und zentraler Wert.

 

Aber wenn jemand in Not ist oder schwach ist, dann ist zuerst zu analysieren, warum er in Not oder schwach ist und ob die Hilfe, die man ihm angedeihen lässt, nicht eher kontraproduktiv ist.

 

Ich habe meinen Zivildienst in einem Wohnheim für obdachlose und haftentlassene Männer gemacht. Zu 98% waren diese Männer alkoholkrank. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft ich es erlebte, dass jemand einem dieser Männer helfen wollte und ihm Geld zusteckte mit den Worten:

Aber geben Sie es bloß nicht für Schnaps aus.“

 

Gehen wir mal in einen größeren, in einen globalen Maßstab.

 

Wenn sich ein System der Entwicklungshilfe über ein halbes Jahrhundert intensiv einem Kontinent (zum Beispiel Afrika) widmet und dieser Kontinent ein halbes Jahrhundert später genauso am Tropf hängt wie zu Anfang, dann muss dieses System hinterfragt werden. Es kommt beim Helfen nicht darauf an, wie edel deine Absicht ist, sondern wie effektiv und wie effizient dein Tun ist.

 

Wenn eine Staatengemeinschaft (zum Beispiel die westliche) sich ein halbes Jahrhundert intensiv dem Kampf gegen die Drogen widmet und sogar den „War on drugs“ ausruft, und ein halbes Jahrhundert und viele Millionen Tote und viele Billionen Dollar später der Haupteffekt ist, dass Drogen viel weiter verbreitet sind als vorher und viel größere Teile der Bevölkerung kriminalisiert sind als vorher, dann muss dieses System hinterfragt werden. Es kommt beim Helfen nicht darauf an, wie edel deine Absicht ist, sondern wie effektiv und wie effizient dein Tun ist.

 

Nochmal:

Natürlich muss geholfen werden.

Es ist Aufgabe der Starken, den Schwachen zu helfen und sie zu schützen.

Sonst wird Stärke ganz schnell asozial und amoralisch.

 

Aber wenn du Hilfe leistest, kommt es bei der Hilfe nicht auf die Absicht deines Tuns an.

Es kommt bei der Hilfe auf die Wirkung deines Tuns an.

Das ist genauso wie bei Medikamenten, wenn du krank bist:

Ob dir die Medikamente in guter oder in böser Absicht gegeben werden, ist vollkommen gleichgültig. Wichtig ist, wie sie wirken.

 

Prüfe dich also selber:

(1) Will ich helfen, weil ich mich dabei gut fühle bzw. gar nicht anders kann?

(2) Oder will ich helfen, um Verhältnisse substanziell und nachhaltig zu verbessern?

 

Im ersteren Fall:

Dann hilf eben. Es wird sich vermutlich jemand finden, der später die Scherben zusammenkehrt, die du mit deiner Hilfe verursacht hast.

 

Im zweiten Fall:

Setz dich hin und denk nach. Analysiere die Situation. Werde dir über die komplexen Ursache-Wirkungsgefüge klar, in die du mit deiner Hilfe eingreifen willst. Und handle erst, wenn du sicher bist, dass du begriffen hast, worum’s eigentlich geht.

 

In Gesprächen weisen mich NTs immer wieder darauf hin, dass jetzt geholfen werden muss. Dass einfach keine Zeit für dieses jahrelange Nachdenken und Analysieren da ist, die der Weg (2) erfordert.

 

Dazu sage ich meistens dieses:

 

Es ist nie Zeit da, wenn es darum geht, die komplexen Systeme zu analysieren, in die wir mit unserer „Hilfe“ eingreifen.

Es ist immer ganz viel Zeit da, wenn wir die Schäden, die wir mit unserer ursprünglichen „Hilfe“ verursacht haben, beseitigen müssen.

 

 

Also, um es kurz zu machen:

Ich erlebe nicht alle „Hilfe“ als schädlich, aber die weitaus meiste. Das gilt sowohl wenn Organisationen oder sogar Staaten helfen als auch wenn Individuen helfen. Der Schaden überwiegt nach meiner Erfahrung fast immer den Nutzen.

 

Die allermeisten Hilfeaktionen scheinen nicht das Ergebnis einer sorgfältigen Analyse zu sein, sondern aktionistische Impulse, mit denen sich die Helfenden entlasten wollen.

 

Das bringt uns zum zweiten großen Abschnitt dieses Textes:

 

 

Warum ist dieses Helfenwollen Ausdruck mangelnder seelischer Belastbarkeit?

 

Eine der wesentlichen Eigenschaften des Menschen ist es, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können und zu fühlen, was sie fühlen.

 

Wenn wir einen anderen Menschen weinen sehen, dann weint es auch in uns.

Wenn wir sehen, wie ein anderer Mensch Schmerzen hat, dann spüren wir diese Schmerzen auch.

 

Fast immer müssen wir es sehen oder hören, wie ein Mensch leidet, um mitleiden zu können. Eine abstrakte Beschreibung – „… bei diesem Unfall verlor er einen Arm …“ - löst bei uns oft nichts aus.

 

Also:

Wenn wir einen Menschen in Not sehen oder hören, dann löst das auch Not in uns aus.

Der eine kann sich innerlich besser vom Leid anderer distanzieren, der andere kann das weniger gut. Aber wir alle schwingen innerlich mit, wenn wir die Not und das Leid anderer erleben.

 

Natürlich gibt es Menschen, die diese Fähigkeit zum Mitfühlen oder Mitleiden nicht oder nur in sehr vermindertem Maße haben. Aber die sind sehr selten.

Menschen, zu deren Beruf es gehört, anderen Menschen Leid zuzufügen, versuchen alles, um nicht begreifen zu müssen, was sie da eigentlich tun, sonst könnten sie ihren Beruf nicht ausüben. Das gilt für Soldaten genauso wie für Folterer.

 

Ein Beispiel

Scharfschützen in der US-Armee sprechen nicht davon, dass sie jetzt gleich einen Menschen erschießen werden, sondern sie sagen: „Ich habe ein Objekt zu reduzieren.“

 

Ein anderes Beispiel

Der erste Kommandant des Vernichtungslagers Auschwitz gab nach dem Krieg bei Verhören zu Protokoll, dass er bei den Juden, die in seinem Verantwortungsbereich industriell getötet wurden, nie an Menschen gedacht habe, sondern immer nur an „Einheiten“.

 

Menschen, die anderen Leid zufügen, distanzieren sich innerlich fast immer ganz stark von ihren Taten und ihren Opfern, um das irgendwie durchstehen zu können.

 

Das ist einer der Gründe, warum ich immer davor warne, Menschen in der Sprache zu dehumanisieren. Denn das ist immer der erste Schritt, diesen Menschen Leid zuzufügen oder sie sogar zu töten.

Menschen sind immer Menschen. Sie sind niemals Idioten, Schweine, Abschaum, Parasiten oder was auch immer.

 

Es gibt unter den NTs, die über AS schreiben, erstaunlich viele, die uns die Fähigkeit zum Mitfühlen absprechen.

 

Ich selber kenne keinen AS, der nicht von einem starken Gerechtigkeitsgefühl beseelt ist und der nicht innerlich leidet, wenn er das Leid anderer wahrnimmt. Wenn wir Leid und Not anderer Menschen erleben, dann geht es uns innerlich mindestens genauso schlecht wie den NTs.

 

Ich habe diese Vermutung: Dass wir das nicht immer nach außen zeigen und seltener in helfenden Aktionismus verfallen als NTs, lässt manche NTs zu dem Schluss kommen, dass wir AS nicht mitfühlen können. Dass wir innerlich eiskalt sind und eher einer Maschine gleichen als einem Lebewesen.

 

Diese Ansicht ist sehr verbreitet und sehr falsch. Ein Gefühl ist nicht deshalb besonders stark oder besonders gut, weil es lärmend und aktionistisch nach außen gezeigt wird.

Das ist genauso wie bei Argumenten:

Ein Argument ist nicht dann besonders stark und gut, wenn es brüllend und tobend geäußert wird.

Oft sind die stillen Argumente die stärksten.

Und wenn jemand die stillen und wirklich tiefen Gefühle nicht kennt, die viele AS so häufig haben … ja, was soll ich diesen Menschen dann noch von Gefühlen erklären?

Wir haben unsere Gefühle ganz oft innen, ihr habt eure Gefühle ganz oft außen. Aber das bedeutet ja nicht, dass wir keine Gefühle haben.

 

 

Gut.

Wir sind jetzt an dieser Stelle:

Menschen in Not oder Leid zu erleben, lässt uns mit dieser Not und diesem Leid mitfühlen. Das gilt für NTs und AS gleichermaßen. Wenn wir Not und Leid anderer mitfühlen, dann ist uns das extrem unangenehm. Auch das gilt für NTs und AS gleichermaßen. Wir wollen diesen Zustand beenden oder zumindest verbessern.

 

Dazu stehen uns grundsätzlich zwei Strategien zur Verfügung:

 

a)

Wir helfen

 

b)

Wir distanzieren uns.

 

 

Die Techniken zum Distanzieren sind zahlreich

  • Wir gucken weg oder lehnen es ab, uns damit zu beschäftigen

  • Wir sagen uns, dass diese Leute selbst schuld sind

  • Wir sagen, dass man da eh nichts machen kann

  • Wir dehumanisieren diese Menschen

  • Wir konzentrieren uns nur noch auf (eher belanglose) Einzelaspekte der Situation (zum Beispiel, wie stark der Leidende schwitzt), um das Gesamtbild nicht mehr sehen zu müssen.

  • Wir entwickeln Aggressionen gegen diese Menschen, weil sie uns solches Leid zufügen und stilisieren uns selber zum Opfer

  • Wir sagen uns, dass andere schon helfen werden

  • Und so weiter.

 

Wie gehen AS mit diesen inneren Spannungszuständen um? Ich erlebe hier einen sehr großen Unterschied zwischen Asperger-Autisten und NTs:

Asperger-Autisten haben von frühester Kindheit an gelernt, mit großen inneren Spannungszuständen zu leben. Wir tragen sie in uns, wir fühlen uns damit nicht wohl, aber wir wissen auch, dass wir damit umgehen können und das zu einem guten Ende bringen werden.

NTs wachsen verglichen mit AS sehr behütet auf und entwickeln diese Fähigkeit in deutlich geringerem Maße.

 

Wenn ich mitbekomme, wie reflexhaft die meisten NTs helfen müssen, weil sie ihre innere Spannung nicht mehr ertragen können, dann sträuben sich mir oft die Haare. Manchmal denke ich dann:

Ihr haltet aber auch gar nichts aus!“

Aber so ist das eben.

Verglichen mit AS vertragen NTs deutlich weniger seelischen Druck. Dafür ist ihnen kein Vorwurf zu machen. Es ist ihre Art, in der Welt zu sein. Es kann nicht jeder so belastbar sein wie ein AS.

 

Hinzu kommt, dass die meisten AS der Logik verpflichtet sind. Sie sind das vielleicht nicht immer in dem Maße wie Mr. Spock von Raumschiff Enterprise. Aber ich habe den Eindruck, dass AS eher in der Lage sind als NTs, eigene Verhaltensmuster, die nachweislich nicht das gewünschte Ergebnis bringen, rational und kritisch zu hinterfragen und zu verändern. Ich habe oben im Text Beispiele dafür angeführt, dass Hilfeverhalten jahrzehntelang nicht zu den gewünschten Resultaten führt. Es wäre logisch, das dann zu hinterfragen und nach einer gründlichen Analyse der Situation, ein anderes Verhalten zu zeigen.

 

Aber ich habe den Eindruck, dass die allermeisten NTs dazu deutlich weniger in der Lage sind als die AS.

 

 

Auf den Punkt gebracht:

Nach allem, was ich sehen kann, sind NTs verglichen mit AS

  1. deutlich weniger in der Lage mit inneren Spannungszuständen konstruktiv umzugehen

  2. deutlich weniger in der Lage, ihr Verhalten rational zu hinterfragen und zu überprüfen und

  3. ihr Verhalten nach eingehender Analyse der Situation an die neuen Verhältnisse anzupassen

 

 

NTs müssen helfen auf Teufel komm raus. Sie helfen meistens nicht, weil sie die Zustände dauerhaft und nachhaltig verbessern wollen, sondern weil sie sich innerlich entlasten wollen. Ihre altruistischen Motive, von denen sie beim Helfen so häufig sprechen, sind also meistens nur vorgeschoben, um die Egozentrik des eigenen Handelns zu verbergen.

 

Mit ihrer aktionistischen und undurchdachten Hilfe richten die NTs häufig mehr Schaden als Nutzen an. Aber das ist (unbewusst) gewollt und beabsichtigt. Denn dieser durch die primäre Hilfe verursachte Schaden löst jetzt seinerseits wieder Hilfeimpulse bei den NTs aus.

 

So schaffen es ganz viele NTs, dass sie durch ihre Hilfe weitere und intensivere Hilfe erst nötig machen und dass des Helfens kein Ende mehr ist. Denn auch ihre sekundäre Hilfe ist meistens aktionistisch und undurchdacht und führt in der Folge zu weiteren Hilfeimpulsen – Ein perfektes System für alle, die unbedingt helfen müssen.

 

 

 

 

P.S.

Ganz viele AS werden das kennen:

Ein wohlmeinender NT bekommt mit, wie ein AS in der Welt ist und begreift vor allem eins:

Wenn ich so leben würde, dann würde es mir grauenhaft schlecht gehen.

 

Der NT erträgt das nicht und versucht jetzt mit allen Mitteln, aus dem AS einen NT zu machen. Dabei hat er jedoch nicht den AS im Sinn, sondern seine eigenen Interessen. Denn ihm (dem NT) geht es schlecht, wenn er den AS erlebt.

 

Im Mittelalter hat man den Menschen mit exorzistischen Methoden den Teufel ausgetrieben. Heute versuchen viele NTs, den Asperger-Autisten ihren Autismus auszutreiben. Sie wollen unbedingt, dass aus dem AS ein NT wird. Die Methoden mögen nicht mehr ganz so rabiat sein wie im Mittelalter, aber sie sind ähnlich vernichtend.

 

Wenn aus einem Asperger-Autisten ein NT gemacht werden soll, wenn ihm der Autismus ausgetrieben werden soll, dann ist das Mord an der Seele. Es ist Vernichtung der Persönlichkeit, es ist Folter. Und dabei ist es vollkommen gleichgültig, mit welchen (vorgeschobenen) Absichten die NTs das tun und ob sie es jetzt Förderung, Therapie oder Unterstützung nennen.

 

Es ist Folter. Es ist Mord an der Seele.

 

Die weitaus meisten NTs scheinen es für Hilfe zu halten. Und geholfen muss werden.

 

 

 

An die NTs unter meinen Lesern:

 

Wirksame, nachhaltige und ethisch vertretbare Hilfe geht so:

 

1

Prüfe, ob Hilfe überhaupt notwendig ist bzw. überhaupt gewünscht wird.

(Gehe dabei nicht von dir aus. Was du in vergleichbarer Situation fühlen würdest, ist unerheblich. Nimm den, dem du helfen willst, als eigenständiges Individuum wahr und respektiere es, wenn er nicht will, dass du ihm hilfst).

 

2

Prüfe, wie es dazu kommt, dass diese Hilfe jetzt notwendig ist bzw. eingefordert wird. Was sind die Ursache-Wirkungsgefüge, in die du jetzt eingreifen wirst?

Beispiel:

Es gibt viele Menschen, die sich unbewusst absichtlich in Situationen bringen, in denen Hilfe erforderlich ist, um nicht erwachsen werden zu müssen.

Wenn du solchen Menschen hilfst, ist es sehr wahrscheinlich, dass du sie mit deiner Hilfe dauerhaft hinderst, erwachsen zu werden.

 

3

Reflektiere dich selber. Werde dir klar darüber, welche Drücke in dir entstehen, wenn du dich dieser Situation aussetzt. Lege dir gegenüber ehrlich Rechenschaft darüber ab, in welchem Maße du helfen willst, um dich selber zu entlasten oder besser zu fühlen.

 

4

Leite in die Wege, was notwendig ist.

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