Achtung bitte, wer eine verwundbare Seele hat – dieser Text enthält wieder jede Menge Triggerkram.
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Wir lagen auf irgendwas und wurden sehr schnell durch irgendeinen Gang geschoben. Links und rechts liefen irgendwelche Erwachsenen neben uns her.
Wir lagen irgendwo. Wir guckten in ein sehr helles Licht. Das tat so weh, dass wir die Augen schlossen. Das Licht war so hell, dass wir trotzdem alles sahen.
Es waren fünf Erwachsene um mich rum. Vier Männer, eine Frau. Einer, den meine Kleinen den „Oberlurch“ getauft haben, hatte offenbar das Sagen. Mit bellender Stimme gab er Befehle. An uns wurde rumgemurkst. Es tat ziemlich weh. Dann gingen wir wieder in den Tod.
Wir verließen unseren Körper und waren sehr gut in der Lage, uns das alles von außen anzuschauen. Jetzt tat uns nichts mehr weh, und wir hörten auch nichts mehr. Der Oberlurch und seine Leute murksten an unserem Körper rum. Wir guckten neugierig zu. Es wurde sehr heftig und beinahe hektisch gearbeitet. Aber sie konnten nichts mehr machen. Sie konnten uns nicht mehr zurückholen.
Aus Gründen, die wir einstweilen nicht öffentlich machen wollen, entschieden wir, wieder in unseren Körper zurück zu gehen. Aber das war eine böse Falle. Als sie merkten, dass wir wieder da waren, machten sie irgendwas mit unserem Körper und plötzlich war uns der Rückweg versperrt.
Und dann legten sie los.
Das, was jetzt kommt, hat uns in der Therapie über drei Monate beschäftigt (bei vier Terminen pro Monat). Wir können es auch heute nur in Bruchstücken berichten:
Sie rammten uns irgendwas durch Nase und Hals in die Lunge. Und mit „rammen“ meine ich exakt das. Wir waren für diese Leute, die da an uns rummurksten, nur ein Stück Holz. Falls ihr diese Erfahrung bislang noch nicht gemacht habt, dann kann ich euch versichern: Ihr habt nichts verpasst. Schlauch (oder was derartiges) in der Lunge – darauf kann man auch verzichten. Und an diesem Schlauch war irgendein Saugapparat oder sowas dran. Wir haben nie begriffen, worum es ging. Aber wenn sie fertig waren mit dem Rammen, dann begann es in der Lunge erst richtig weh zu tun. – Wie gesagt Schweregrad 3.125.
Sie rammten uns irgendwas durch den Schlund in den Magen. Und mit „rammen“ meine ich exakt das. Dieses Scheißding war viel zu dick und vor allem viel zu lang. Auch hier gilt: Wenn du noch nie die Erfahrung gemacht hast, dass sie dir was durch die Speiseröhre in den Magen gerammt wird (und dann da rumgestochert wird), dann hast du nichts verpasst.
Sie machten irgendwas mit unserer Kehle. Keine Ahnung, was das war. Es tat höllisch weh. Eine zeitlang haben wir gedacht, dass sie uns die Kehle einfach der Länge nach aufgeschnitten haben, um uns auf diesem Weg irgendwas reinzustopfen. Aber wir haben keinerlei Narben an uns gefunden.
So sollten wir also atmen: Ein Schlauch durch die Kehle in die Lunge, ein Schlauch durch den Schlund in den Magen. Ich kann euch versichern, da ging kaum noch was. Gleichzeitig merkten wir, wie der rechte Lungenflügel einfach aufhörte zu arbeiten. Auch mit dem linken Lungenflügel war nicht mehr viel los. Der Oberlurch befahl hektische Betriebsamkeit. Und unser Atem wurde ganz, ganz anders. Wir haben sowas noch nie erlebt und können das auch kaum beschreiben. Es war, als würden nicht mehr wir atmen sondern irgendwer anders für uns. Es war als wäre unsere Atmung outgesourct worden.
Höllische Gefühle.
Ersticken auf Raten ist das eine.
Dieses Zeug hier, das war nochmal was ganz anderes.
Noch heute – über ein Jahr später haben wir immer wieder Nächte, in denen wir aufwachen, weil wir den Eindruck haben, dass wir nicht mehr atmen. Und wir machen dann kein Auge mehr zu, denn wenn wir einschlafen, werden wir aufhören zu atmen und sterben. Jeder Atemzug muss dann ganz bewusst gemacht werden, sonst geht in Sachen Atmung gar nichts mehr. (Und wenn du jeden Atemzug bewusst machen musst, weil sonst die Atmung aufhört, dann war’s das erst mal mit Schlafen).
Dann waren wir offenbar auf einer Intensivstation. Darüber habe ich hier zum Teil schon berichtet. (Blogtext: „In einem Land vor unserer Zeit“).
Jedenfalls waren wir irgendwo, wo wir völlig alleine waren. Irgendwelche Maschinen waren um uns rum. Das Licht war merkwürdig. Manchmal sehr hell, manchmal recht dunkel. Und die Schmerzen waren da. Wir haben später erfahren, dass damals Kinder in unserem Alter generell ohne die Gabe von Schmerzmitteln operiert wurden. Ich kann euch versichern, dass die Schmerzen, die du bei einer Operation nicht erlebst, weil du narkotisiert aber nicht mit Schmerzmitteln vollgepumpt bist, zu dir kommen, sobald du wach bist. Alles, was sie bei der Operation mit dir machen, merkt sich dein Körper, wenn du keine wirksamen Schmerzmittel bekommst. Und dein Körper hat ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Und in so einem Fall hat er dir viel zu erzählen, wenn du wieder zu Bewusstsein kommst.
Wir lagen da. Zwei Minuten konnten so lang sein wie ein ganzer Tag. Und wir waren Schmerzen, Schmerzen, Schmerzen. Schweregrad 3.125.
In Zeitlupe:
Was machte den Schweregrad 3.125 aus?
a) Die Zeit dehnte sich bis in die Ewigkeit. Aus Minuten wurden Tage.
b) Wir waren völlig unorientiert – Zeit, Raum – alles verschwamm und verschwand.
c) Die Medikamente, die sie uns gegeben hatten, hatten höllische Nebenwirkungen – Übelkeit (aber erbrich dich mal mit zwei Schläuchen im Hals), Elend, Not, Terror, irgendwelche Visionen.
d) Sie hatten uns mit irgendwas an dieses Bett fixiert. Wir konnten uns kaum bewegen.
e) Schmerzen. Die ganze Zeit Schmerzen. Und nicht irgendwelche Schmerzen, sondern die Schmerzen von Vergewaltigung und von zu Tode gefoltert plus ohne Schmerzmittel an Lunge und diversen Frakturen operiert werden. Die Schmerzen waren so, dass wir sterben wollten und sterben mussten. Aber jetzt konnten wir nicht mehr. Diesen Weg hatten sie uns versperrt.
f) Und nochmal – unsere Zeit auf der Intensivstation hat vermutlich nur ein paar Wochen gedauert. Aber Minuten wurden hier zu Tagen. Und wir waren damals erst anderthalb Jahre alt
Und dann passierte immer wieder dieses:
Unsere Atmung fiel aus. Wir erstickten. Wenige Momente später hörten wir entfernt heftiges Fußgetrappel, das immer näher kam. Zwei, manchmal auch drei Leute eilten herbei. Es wurde unheimlich hell. Und dann wurde wieder an uns rumgemurkst. Wir waren wieder ein Stück Holz. Schläuche rein und raus, irgendwelche Maschinen sorgten für ungeheure Schmerzen in unserer Lunge und wir konnten mal wieder nichts machen.
Zwei Minuten konnten so lang sein wie ein ganzer Tag.
Auf der Intensivstation sind wir vom Kleinkind zum Greis geworden.
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Eine Stimme explodierte direkt neben unserem Kopf. Unser leiblicher Vater sagte sehr laut und barsch unseren Namen. Wir wachten aus unserer Bewusstlosigkeit auf. Offenbar waren unsere leiblichen Eltern da. Keine Ahnung, was sie da wollten. Sie sollten weg sein.
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Die Tür ging auf, und es wurde wieder sehr hell. Ein Mann kam rein. Er kam zu uns und fing an, irgendwas mit uns zu machen. Höllische Schmerzen im ganzen Hals. Und das Innere unserer Nase tat uns fürchterlich weh. Wieder wurde so ein Schlauch in uns gerammt. Dann tat wieder unsere Lunge so weh, dass es nur noch zum Sterben war. Aber wir konnten nicht mehr sterben. Der Tod war jetzt in unerreichbarer Ferne für uns. Wir waren jetzt auf immer in diesem Körper gefangen.
Irgendwann, nach zwei Ewigkeiten hörte das wieder auf. Wir waren wieder völlig alleine inmitten all dieser Geräte.
Alles war dunkel. Die Dunkelheit war angenehm.
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Die Tür ging auf. Es wurde wieder sehr hell. Das bedeutete Schmerzen. Aber wir konnten nichts machen. Eine Frau trat auf uns zu. Sie sagte irgendwas zu uns. Ihre Stimme war freundlich und besorgt. Dann machte sie was mit uns. Offenbar tauschte sie irgendwelche Schläuche aus, die sie uns in den Hals gestopft hatten. Das tat natürlich höllisch weh. Sie sprach mit uns und war behutsam in dem, was sie tat. Sie machte sich offenbar echt Sorgen um uns und litt mit uns. Sie behandelte uns wie einen Menschen, nicht wie ein Stück Holz.
Diese Frau war in unserer Höllenwelt der erste – und einzige – Mensch, der jemals gut oder freundlich zu uns war. Wir haben sie „die freundliche Frau“ getauft. Beinahe jedes Mal, wenn wir an sie denken, weinen wir oder haben Tränen in den Augen.
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Wir haben den Anderen gefunden hinter der sechsten Tür, dort auf der Intensivstation. Dort hat er über 50 Jahre zugebracht. Als wir ihn dort fanden, schickte ich meinen Sauhaufen vor, der die Station in alle Richtungen sicherte. Der Andere wollte wissen, was ich da wollte.
„Ich übernehme das jetzt“, informierte ich ihn.
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Immer, wenn der Tod extrem nahe gewesen war, hatten wir ein sehr, sehr helles Licht gesehen. Es war gelb und gar nicht unangenehm. Eine ungeheure Kraft ging von diesem Licht aus. Und wenn wir aus Therapieliegungen zurück in die Realität kamen, uns auf der Matte aufsetzten und der Begleiterin in stockenden Worten berichteten, konnten wir oft angesichts dieses gelben Lichts sagen:
„Uns gibt’s noch!“
Das war ein sehr kraftvolles, selbstbewusstes Bekenntnis.
Für viele meiner Leser mag es selbstverständlich sein, dass es sie noch gibt.
Das sollte so sein, dass es euch gibt. Das sollte auch selbstverständlich sein.
Aber wenn du Woche für Woche in der Therapie in tausend Teilen davonfliegst, dann ändert sich diese grundlegende Selbstverständlichkeit – du wirst immer weniger. Und irgendwann gibt es nicht mehr so viel, was überhaupt noch davonfliegen kann.
Als wir auf der Intensivstation für den Anderen übernahmen, stellten wir schon nach kurzer Zeit fest:
Uns gibt’s nicht mehr. Egal, was da mal war – uns gibt es nicht mehr. Wir sind nur noch Fragmente und Trümmer, die durch Raum und Zeit trudeln. Auf der Intensivstation sind wir derart zerborsten, dass es uns definitiv nicht mehr gab. Uns gibt’s nicht mehr. Es gibt kein Ich mehr. Wir sind eine Trümmerwolke, die auseinanderfliegt.
Wenn ihr so wollt: Wir waren auf der anderen Seite des Todes. Die Schmerzen waren derart, dass wir hätten tot sein müssen. Aber diesen Weg hatten sie uns versperrt. Wenn du vor Schmerzen sterben musst aber nicht kannst, dann explodierst du. Dann gibt es dich nicht mehr.
Vielleicht ist in diesem Zusammenhang das noch wichtig:
Als wir noch gefoltert und vergewaltigt wurden, waren die Schmerzen wirklich, wirklich schlimm. Aber sie hielten uns noch zusammen. Die Schmerzen waren der einzige Punkt, in dem alle Teile, die wir waren, zusammenfanden. So ein Schmerz kann also durchaus eine bewahrende, eine bündelnde Funktion haben.
Hier, bei den Schmerzen, die wir auf der Intensivstation erlebten, war das anders. Diese Schmerzen bündelten und banden nichts mehr. Uns gab’s nicht mehr. Und das gehörte in der Therapie bisher zu unseren schwierigeren Aufgaben – zu meistern, dass es uns nicht mehr gab.
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Meine Kleinen foppen den Meister den ganzen Tag. Und sehr oft auf unserer Reise ans Ende der Welt trällerten sie ein Lied, das wir als Kind auf Fahrten oft mit anderen Kindern gesungen hatten:
„Wir kamen auch ans End‘ der Welt
An einen Bretterzaun
Wir schlugen auf das Großfahrtzelt
An einem Maulbeerbaum.“
Sie wollten vom Meister wissen, wie das Ende der Welt denn aussehen würde. Ob wir da an einen Bretterzaun kommen würden, und ob der dann mit alten Werbeplakaten beklebt wäre. Wie gesagt – meine Kleinen …
Ich sagte ihnen dann meistens, dass ich das auch nicht wüsste. Dass wir das aber alle gemeinsam sehen würden, wenn wir dort wären.
Damit waren sie dann meistens ganz zufrieden und erzählten sich gegenseitig, wie das Ende der Welt nun wohl aussehen würde.
Nun, unser Ende der Welt war ein Bett auf der Intensivstation. Irgendwann sind wir dort entlassen worden und sind wieder in die Obhut unserer leiblichen Eltern gegeben worden. Wir haben keine Erinnerung mehr daran. Bis vor ganz kurzem hatten wir praktisch keinerlei Erinnerung an all diese Ereignisse. Das tauchte nirgendwo auf – weder in Träumen noch als Flashbacks. Und in der Familie war das natürlich überhaupt nie thematisiert worden. Wir haben ein wirklich exzellentes Gedächtnis und können Details aus unserer frühen Kindheit in einer Präzision erinnern, die uns vermutlich kaum jemand glauben wird. Aber wir haben in all unseren Datenbänken niemals auch nur eine Spur von all dem gefunden, was wir hier beschrieben haben. Das war vollkommen weg.
Die freundliche Frau, die tauchte als Imagination immer wieder bei uns auf, als wir ein kleines Kind waren. Die war uns sehr präsent, bis wir ungefähr sechs Jahre alt waren.
Immer, wenn dieses galt:
1) Es ist Abend oder Nacht
2) Wir liegen im Bett und sind zugedeckt
3) Uns geht es überhaupt nicht gut
dann konnten wir in uns das Bild einer freundlichen Krankenschwester generieren, die uns half. Jahrelang ging das so. Aber angeblich waren wir nie im Krankenhaus gewesen. Dieser Widerspruch war uns nie aufgefallen.
Als wir dann in die Schule kamen, verblasste das Bild der freundlichen Frau ziemlich. Wir erinnerten uns jahrzehntelang nicht mehr an sie.
Und wir erinnern Blicke unserer leiblichen Eltern, als wir ein kleines Kind waren. Blicke, mit denen sie uns ansahen. Das waren immer nur ganz kurze Momente. Aber es waren Blicke die so voller Schuld waren, dass diese Schuld tiefer und größer als ein Ozean war. Wir hatten das immer registriert, aber nie drüber nachgedacht.
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Als wir ans Ende der Welt gekommen waren und mit der Intensivstation fertig waren, brach in uns Streit aus. Streit in uns ist sehr, sehr selten. Aber das hier war Streit, und er wurde sehr heftig geführt. Es gab zwei Seiten, die sich einander unversöhnlich gegenüberstanden:
a) Wir haben das Ende der Welt erreicht. Wir können mit der Therapie aufhören. Für mehr hat der Meister von uns kein Mandat bekommen.
b) Natürlich machen wir mit der Therapie weiter! Auch, wenn wir das Ende der Welt erreicht haben – da ist noch viel mehr!
Dass da noch viel mehr war, bestritt die Fraktion a) auch gar nicht. Aber sie sagte völlig zu Recht, dass ich als Meister kein Mandat für mehr hätte.
Das ging ein paar Wochen so.
Wir besprachen uns mit der Begleiterin. Und mit ihr fanden wir eine Formel, mit der a) und b) voll einverstanden waren und sind, und die zugleich ein sehr robustes Mandat für mich als Meister ist:
Wir lassen niemanden zurück.
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Wir hatten die Reise ans Ende der Welt angetreten, um Heimat zu finden. Wir hatten das Ende der Welt erreicht, aber wir hatten immer noch keine Heimat. Ein Bett auf der Intensivstation ist für uns nicht Heimat.
Uns allen war klar, als wir mit der Intensivstation fertig waren, dass es noch viele Kleine und noch viele Innenteile in uns gab, die auch von uns wiedergefunden werden wollten. Es gab noch viele „Andere“. Also machten wir weiter. Wir lassen niemanden zurück. Wer nicht befreit oder gefunden werden will – völlig ok. Aber für alle anderen gab es das klare Signal nach innen:
Der Meister kommt. Er ist unterwegs. Und er bringt seinen Sauhaufen mit.
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Wir haben den Eindruck, dass es ein Naturgesetz ist, das in wirksamen Therapien unumstößlich gilt:
Es wird immer schlimmer.
Das hat sich auch bei uns bewahrheitet. Das mit der Intensivstation – der sechsten Tür – ist jetzt schon weit über ein Jahr her. Seitdem haben wir mit derselben Energie und Intensität in unserer Therapie weitergemacht.
Es wurde immer schlimmer.
Irgendwann will ich an dieser Stelle davon berichten, wo wir jetzt sind – Omaha Beach. So, wie wir es jetzt erleben, ist das tatsächlich der Beginn von allem.
Aber als wir anfingen, den Text zu Omaha Beach zu konzipieren, wurde uns klar, dass vieles vermutlich unverständlich bleiben würden, wenn wir zuvor nicht über die sechs Türen berichten würden. Omaha Beach ist noch viel schlimmer als die Intensivstation, aber irgendwann wird auch Omaha Beach überwundene Vergangenheit sein. Und dann werden wir irgendwas anderes in Arbeit haben.
So ist das eben.
Wir lassen niemanden zurück.
Und was konnte so viel schlimmer sein als die Intensivstation und Schweregrad 3.125?
Wir sollten es bald erfahren.
*****
Fortsetzung folgt
P.S.
Diesen Text habe ich vor ein paar Monaten geschrieben. Damals waren wir noch bei Omaha Beach. Mittlerweile haben wir auch Omaha Beach verlassen. Wir arbeiten zur Zeit am „Weg der Verdammten“. Der Weg der Verdammten ist ein einziger kurzer Augenblick unmittelbar nach unserer Geburt – wirklich nur ein Augenblick. Aber wir haben schon vier Therapietermine ausschließlich mit dem Weg der Verdammten verbracht. Und so wie’s zur Zeit aussieht, werden wir uns noch eine ganze Weile hier aufhalten.
Irgendwann werden wir an dieser Stelle davon berichten – von Omaha Beach, dem Weg der Verdammten und dem, was dann noch folgte. So ist das eben in wirksamen Therapien: Es wird immer schlimmer. Das ist ein Naturgesetz. Ich kann es auch nicht ändern.
Ich wünsche euch allen das beste und dass in euch heilen kann, was noch geheilt werden muss.
Fortsetzung folgt.
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PolizistundAutist (Sonntag, 15 August 2021 10:51)
Jeder Versuch, diese Tetralogie zu kommentieren kann nur fehlschlagen. Ich hoffe, Du hattest einen schönen Urlaub.
Mach weiter für die im Dunkeln !
Stiller (Sonntag, 15 August 2021 12:10)
Ich verneige mich dankbar.
Ich glaube treffender und besser konnte ein Kommentar gar nicht geschrieben werden.
Dieser lange Text ist geschrieben für die im Dunkeln, die solche Texte brauchen, um sich zu orientieren und wiederzufinden. Ich habe jahrelang nach solchen Texten gesucht und keine gefunden, also muss ich sie selber schreiben. Aber ich wäre froh gewesen, sowas von anderen lesen zu können.
Und selbstverständlich - immer, wenn ich denke, dass ich es hinreichend verstehe und es verantworten kann, werde ich weitere Texte dieser Art veröffentlichen. Für die im Dunkeln. Für die, die man nicht sieht, und von denen man nicht hört.
Der Urlaub war schön, vielen Dank.