*** Auch hier wieder – wie in so vielen meiner Texte: Triggerpotenzial ***
Es gibt Aspekte, die mein Leben ausmachen, von denen habe ich noch niemals bei anderen gelesen, von denen habe ich noch nie was gehört. Andere Menschen scheinen das nicht zu kennen. Oder – wenn sie es kennen - sie äußern sich nicht dazu, oder wenn sie sich äußern, dann nehme ich es nicht wahr.
Ich will heute einen dieser Aspekte skizzieren, denn es kann sein, dass jemand das kennt und sich freut, davon zu lesen.
Und auf der anderen Seite:
Vielleicht ist es auch ganz interessant für den einen oder anderen.
Und für alle anderen:
Ich zwinge niemanden, das zu lesen.
Los geht’s.
Jaaa, wie fange ich diese Geschichte an? (Wer mich jetzt sieht, der kann sehen, wie ich mich nachdenklich am Kopf kratze und ein wenig ratlos die Backen aufblase).
Pause (Ich denk‘ grad intensiv nach).
Ok.
Ich zäum‘ das Pferd mal von hinten auf (Sprachbild):
Immanuel Kant, Großmufti und Urgestein der abendländischen Philosophie arbeitet in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ sehr schlüssig heraus, dass alles, was wir wahrnehmen und denken, in ein Gefüge von Raum und Zeit eingebettet ist. Wir können also nicht denken oder wahrnehmen, ohne uns dabei auf Raum oder Zeit zu beziehen. Das bedeutet in seinen Augen nicht, dass die Welt selber unbedingt raum-zeitlich gefügt und geordnet sein muss. Aber wenn wir uns irgendwie zur Welt verhalten – durch Denken, Handeln, Fühlen oder Wahrnehmen -, dann tun wir das immer eingebettet in Raum und Zeit.
Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet für die Zeit:
Was immer wir auch tun, nicht tun, denken, fühlen etc. – immer ist das eingebettet in ein „Davor“ und „Danach“. Immer sind unsere Gedanken, Wahrnehmungen etc. einordbar in einen nicht endenden Reigen von „davor“ und „danach“. („Gleichzeitig“ gibt‘s natürlich auch).
Das bedeutet für den Raum genau dasselbe:
Was immer wir auch tun, nicht tun, denken und fühlen, immer tun wir das an einem bestimmten Ort, der sich in Beziehung setzen lässt zu anderen Orten: Drinnen, draußen, weiter vorne, weiter hinten … und so weiter.
Wenn dieser Ansatz richtig ist, gilt:
Ein Mensch kann nicht außerhalb von Raum und Zeit existieren. Er kann nicht außerhalb von Raum und Zeit denken, fühlen, handeln oder wahrnehmen.
Kant schreibt schauerlich verquast. Es hätte seinen Büchern sehr gut getan, wenn er sie einem Lektor gegeben hätte, bevor sie in den Druck gingen. Aber ich halte seine Argumentation für unwiderlegbar. Seine Gedanken sind sehr präzise und sehr sorgfältig ausgearbeitet.
Ob seine Gedanken vollständig sind – das seht auf einem anderen Blatt (Sprachbild). Aber innerhalb seines Gedankengebäudes scheint mir das, was er schreibt, absolut schlüssig zu sein.
Jo.
Das war die eine Seite.
(Erneutes Kopfkratzen. Auf das ratlose Aufblasen der Backen verzichte ich aber an dieser Stelle).
Und jetzt kommt die andere Seite. Und ich weiß auch hier nicht recht, wie ich mich verständlich machen kann.
Versuchen wir es mal so:
Regelmäßige Leser meines Blogs wissen, dass ich mich zur Zeit in einer vergleichsweise intensiven Psychotherapie befinde. Das ist eine rein körperorientierte Psychotherapie.
Ein Termin geht von der Kommunikation her so:
Ich rede am Anfang mit der Therapeutin, damit wir uns abstimmen können. Und ich rede am Ende mit ihr, um ihr deutlich zu machen, was ich erlebt habe, und wie es in mir aussieht. Aber dazwischen ist Körperarbeit, und es findet keinerlei Kommunikation zwischen ihr und mir statt.
Inhaltlich geht die Therapie so:
Mein ganzer Körper ist voll mit Erinnerungen an traumatische Situationen. Über den Körper aktiviere ich diese Erinnerungen und gehe in sie hinein. Ich gehe so in sie hinein, dass ich diese Situationen wiedererlebe – live und in Farbe. Meine Aufgabe als Erwachsener ist es dann, das Kind, das ich in dieser Szene war, aus dieser Situation zu befreien und in Sicherheit zu bringen.
Da ich mit der Technik, die in dieser Therapie angewandt wird, gut vertraut bin, brauche ich meistens nur wenige Sekunden, um mich in der entsprechenden Situation wiederzufinden. Welche Situation wiedererlebt wird und welcher Teil aus dieser Situation, das bestimme aber nicht ich. Das bestimmt mein Körper. Was er freigibt, das erlebe ich. Was er nicht freigibt, das erlebe ich nicht. Ich habe keinerlei Einfluss auf das aktuelle Programm und muss mich da jedes Mal auf’s neue überraschen lassen.
In den letzten Monaten habe ich mich dabei schrittweise einer Realität angenähert, die anders ist als alles, was ich bis jetzt erlebt habe. Wir (meine Kleinen, meine Innenteile und ich) nennen sie das „andere Land“.
Wie erkläre ich jetzt das andere Land?
Wenn in meinem Leben überhaupt irgendwas Gültigkeit hat, dann ist es die Logik. (Für Puristen: Die aristotelische Logik). Ich sage dazu immer: „Die Logik ist unbezwingbar“. Es gibt nichts auf der Welt, was nicht der Logik gehorcht. Und wenn irgendetwas nicht logisch ist, dann ist es entweder nicht real (Wahrnehmungen und Gefühle) oder nicht wahr (Gedanken).
Das bedeutet nicht, dass die Logik das Allheilmittel für alles ist. Wer logisch vorgehen will, der ist immer darauf angewiesen, dass er von den richtigen Prämissen (Voraussetzungen) ausgeht. Wenn ich von der Prämisse (Voraussetzung) ausgehe, dass alle Enten viereckig sind und dann einen Wasservogel sehe, der nachweislich nicht viereckig ist, dann kann das keine Ente sein. Das ist absolut logisch. Jeder andere Schluss wäre nicht gültig. Trotzdem ist das der reine Unsinn.
Mit anderen Worten:
Die Logik alleine hilft nicht weiter. Man muss immer auch die Voraussetzungen prüfen, von denen man ausgeht.
Was bedeutet das jetzt für das „andere Land“?
Auch hier muss die Logik gelten.
Was habe ich im „anderen Land“ gefunden?
Es war über Monate extrem verwirrend für mich, und ich konnte es nicht zuordnen. Bis ich dann begriff:
Im „anderen Land“ sind die Begriffe „Raum“ und „Zeit“ ohne jede Bedeutung. Hier gilt eine andere Wirklichkeit, hier gilt eine andere Realität. Es ist weiterhin völlig logisch. Aber alles andere scheint ziemlich anders zu sein.
Ich will es an einem Beispiel verdeutlichen:
Als ich anderthalb Jahre alt war und auf der Intensivstation lag, habe ich dort bestimmte Dinge erlebt. Das habe ich in meiner Therapie wiedergefunden. Es sind Erinnerungen voller schrecklicher Schmerzen, die ich da wiedergefunden habe. Ich habe mich damals als kleines Kind dadurch gerettet, dass ich in diesen Situationen in viele autonome Teile zerfallen bin. In meiner Therapie finde ich also ganz viele Einzelteile von mir wieder. In Einzelfällen bis zu 60 und mehr pro Termin.
Ich bin also lange Monate in der Therapie wieder und immer wieder auf dieser Intensivstation gewesen, habe diese Teile wiedergefunden, sie aus der Situation befreit und zu mir eingeladen.
Dabei habe ich festgestellt:
Für die meisten dieser Teile gilt:
Das, was sie auf der Intensivstation erlebt haben, das haben sie auch davor und danach erlebt. Gleichzeitig. Wenn ich diese Teile bin, dann gilt: Wir erinnern uns an das, was übermorgen sein wird. Denn gestern ist heute, und morgen ist gestern.
Zeit ist im „anderen Land“ ein Begriff ohne jede Bedeutung. Alles ist gleichzeitig, später, vorher oder gar nicht … man kann diesen Begriffen nichts mehr zuordnen, was irgendwie sinnvoll wäre.
Dasselbe gilt für das Konzept vom „Raum“:
Alles, was ich auf der Intensivstation erlebt habe, das habe ich auch außerhalb der Intensivstation erlebt. Ich habe es innerhalb oder außerhalb der Intensivstation erlebt – das ist nicht entscheidbar.
Die Sätze „Der Apfel liegt auf dem Tisch“, „Der Pantoffel liegt unter dem Bett“ etc. – die ergeben keinerlei Sinn mehr. Denn der Apfel ist überall und nirgends. Der Pantoffel ebenso.
Schnitt
Ich gebe zu, dass das verwirrend ist.
Ich habe Monate gebraucht, um mich diesem Land zu nähern. Und ich habe irgendwann begriffen, dass ich keinen Zutritt zu diesem Land bekomme, wenn ich nicht alles sausen lasse, was ich zu wissen glaube (außer der Logik, die darf ich anscheinend überall hin mitnehmen).
Vermutlich wird man im „anderen Land“ von jetzt auf gleich psychotisch, wenn man sich dem unvorbereitet und ungeschützt nähert. Ich kann die Realität dort weder begreifen noch beschreiben. Wenn ich aber der Spur folgen wollte, die meine Kleinen für mich gelegt hatten, dann musste ich da rein.
Also habe ich das gemacht.
In der Nachbesprechung fragt mich die Therapeutin regelmäßig nach der zeitlichen Einordnung dessen, was ich erlebt habe. – Wie alt ich war, welche Tageszeit das war etc.
Und wenn ich aus dem „anderen Land“ zurückkomme, dann kann ich auf die Frage, wann das war, nur antworten:
„Immer.“
Und auch das trifft es nicht richtig. Denn auch das Konzept eines „Immer“ geht davon aus, dass sowas wie Zeit überhaupt existiert.
Stephen Hawking (Physiker) versuchte, Laien das physikalische Konzept von der Zeit so zu erklären:
Die Zeit entstand im Moment des Urknalls. Vorher gab es keine Zeit. Danach zu fragen, was vor dem Urknall war, ist so, als würde man fragen, welche Länder nördlich des Nordpols liegen.
Mit dem Raum ist es genau dasselbe:
Vor dem Urknall gab es keinen Raum. Der Raum entstand mit dem klitzekleinen Universum. Vorher gab es keinen Raum. Und als das Universum dann expandierte (bereits nach einer Sekunde war es ungefähr ein Lichtjahr groß), expandierte es nicht in irgendeinen bereits vorhandenen Raum hinein, sondern der Raum selber expandierte. Der Urknall fand nicht an einem bestimmten Ort statt, sondern überall gleichzeitig. Auch in dem Laptop, in den ich gerade tippe.
Hawking hat gewichtige Gründe für seine Sicht der Dinge.
Dennoch habe ich eine andere Sicht auf das Wesen der Zeit als er.
Beim Raum bin ich mir noch nicht schlüssig.
Das ist jedoch eine physikalische Diskussion. Und hier soll es nicht um Physik gehen.
Ich will damit nur aufzeigen, dass die Konzepte von Raum und Zeit auch in der modernen Wissenschaft keineswegs fallabschließend und widerspruchsfrei beschrieben sind.
Im „anderen Land“ gibt es keine Zeit. Alles ist immer und nie und davor und danach gleichzeitig. Ich kann es mir überhaupt nicht erklären. (Und euch sowieso nicht. Ich kann nur in hilflosen Worten davon berichten). Ich weiß nur, dass ich, seit ich das akzeptieren kann, Einladungen in Bereiche von mir bekomme, die mir vorher völlig verschlossen waren, von deren Existenz ich nicht die geringste Ahnung hatte.
Dasselbe gilt für den Raum:
Alles ist überall und nirgends gleichzeitig.
Noch ein Schnitt
Seit ich im „anderen Land“ sein darf, gelingt es mir mit äußerster Präzision, all die vielen, vielen Einzelteile, die ich in dieser Therapie gefunden habe, hier, in unserer Welt in eine zeitliche und räumliche Ordnung zu bringen. Vorher hatte ich ganz viele Erinnerungsstücke, Teile von mir, innere Bilder, Ereignissequenzen etc., die irgendwie zusammenhingen. Mit ganz viel Mühe konnte ich die in eine sehr grobe zeitliche und räumliche Struktur bringen. Aber was wann gewesen war, was aufeinander folgte und aufeinander aufbaute … keine Ahnung. Mein Körper gibt die Dinge nur frei. Verstehen und ordnen muss ich sie.
Jetzt – wo ich im „anderen Land“ sein darf, weil ich akzeptiert habe, dass dort Raum und Zeit absolut nichts bedeuten – geht das so mühelos wie das Durchblättern eines Buches.
Ich weiß auch nicht, warum.
Ein anderer Erkläransatz:
Eins meiner Spezialinteressen ist die theoretische Physik. Theoretische Physik ist nichts als Mathematik – angewandte Mathematik. Meine Kleinen nennen das “Turbo- und Verbrechermathematik“, weil diese Formeln unglaublich komplex werden können. Aber die Mathematik ist eine derart hochverdichtete Sprache, dass man mit ihr in kürzester Zeit viel mehr sagen kann als in jeder anderen Sprache. Würde ich eine komplexe Formel aus der theoretischen Physik in Klarsprache hinschreiben, würde ich oft mehrere Seiten dafür brauchen. Weil ich beinahe nie begriffen habe, was die Mathelehrer in der Schule oder an der Universität mir erzählten bzw. was sie von mir wollten, habe ich mir diese Mathematik fast komplett selber beigebracht. Mathematik habe ich erst begriffen, als mir klar wurde, dass Mathematik eine Sprache ist – wie Französisch oder Englisch.
Einschub
Dazu habe ich eine ganz klare Meinung:
Menschen, die in der Schule nie Probleme mit Mathematik hatten, dürfen nicht Mathematiklehrer werden. Sie können sich nicht in Menschen hineinversetzen, die Schwierigkeiten mit Mathematik haben. Es dürfen nur die Menschen Mathematik unterrichten, die in der Schule größte Schwierigkeiten mit diesem Fach hatten.
Einschub Ende
Oft genug habe ich dabei dieses festgestellt:
Naturgesetze, die ich aus der Psychologie kenne, finden sich in sehr ähnlicher Form auch in der theoretischen Physik: Konstruktive und destruktive Interferenz, Wellenfunktionen, statistische Mechanik etc. Da sind sich Psychologie und Physik sehr, sehr ähnlich.
Und vielleicht kann uns auch beim anderen Land die schiere Mathematik weiterhelfen:
Als meine ältere Tochter noch zur Schule ging, wollte sie mal von mir wissen, was in der Mathematik die Zahl i ist.
Da habe ich geseufzt. i ist die Wurzel aus minus eins. Wenn man die Wurzel weg haben will und sehen will, was diese Zahl tatsächlich ist, dann muss man die Wurzel quadrieren. (Quadrieren: Mit sich selber malnehmen). Aber welche Zahl ergibt minus eins, wenn sie quadriert wird? Definitionsgemäß wird jede Zahl, die man quadriert, positiv. Wenn man minus drei mit sich selbst multipliziert, kommt dabei neun raus. Eine quadrierte Zahl kann nicht negativ sein – geht nicht! Wie erklärt man also i jemandem, der zwar sehr gescheit ist, aber keinerlei intuitiven Zugang zur Mathematik hat?
Ich überlegte eine Weile und sagte ihr dann:
„i ist die Zahl, die es nicht gibt. Wir wissen, dass es sie gar nicht geben kann. Aber wir können viele Dinge, die wir berechnen müssen, nicht ohne sie berechnen. Deshalb rechnen wir dann immer so lange mit i, bis irgendwo i Quadrat steht. Das ist dann wieder minus 1, und damit können wir prima leben.“
Das hat meine ältere Tochter sofort verstanden und akzeptiert.
Ich will jetzt nicht sagen, dass das „andere Land“ das Land ist, dass es nicht gibt. Es ist genauso real wie i, auch wenn wir nicht wirklich begreifen, was i eigentlich ist. Besser kann ich es zur Zeit nicht ausdrücken.
Das alles ist Teil eines größeren Projektes, das meine Kleinen die „Reise ans Ende der Welt“ getauft haben. Wenn mich diese Reise eines lehrt, dann ist es Demut. Und dass ich so wenig von mir und der Welt weiß, dass es beinahe zum Schreien ist.
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Peter Burger (Montag, 14 September 2020 20:44)
Hallo Stiller,
ich lese immer gern deine artikel hier. die meisten sind sehr brauchbar für mich, natürlich sind 5-10% dabei, mit denen ich nicht viel anfangen kann. Nicht weil sie schlecht sind, sondern weil ich mit dem Thema nichts anfangen kann.
Das mit der "Zahl" i: es ist nicht "die" Wurzel aus -1. Es ist eine von 2 Lösungen der Gleichung
x*x=-1. Im Körper der komplexen Zahlen oder natürlich auch jedem Erweiterungskörper.
Ob es i nun gibt oder nicht, ist eine filosofische frage: Gibt es eigentlich reelle zahlen? in der natur eher nicht. nicht einmal rationale zahlen. Um es in den worten der theoretischen physik zu sagen: es gibt nur eindlich viele Elementarteilchen, auch Energiebeträge sind gequantelt. Eigentlich gibt es nur ganze Zahlen in der Natur.
Ob man wirklich in Mathematik Probleme gehabt haben muss, um ein guter Lehrer zu sein: Ich sage einmal vorsichtig: weder hinreichend noch notwendig. Es ist nicht bewiesen, dass sich jeder, der aus irgend einem Grund mit irgend etwas Probleme gehabt hat, sich auch in jeden anderen versetzen kann, der mit der gleichen Materie aus irgend einem Grund (dem gleichen oder auch nicht) Probleme hat. Im übrigen glaube ich, dass sich mehr Leute ohne Probleme in Mathematik für dieses Lehrfach bewerben als Leute mit Problemen. In jedem anderen fach auch, natürlich. Schwer lösbar. Entschuldige Tippfehler.
Gruss, Peter
Muster (Dienstag, 15 September 2020 00:07)
Bislang hab ich noch wenig konkret erfasst was 'triggern' 'ist' beziehungsweise weshalb stets böse scheinbar sein soll denn das hier 'triggert' mich so ... weit. Frei. Spontan ein Wort: Anderland. Oh jaaaaaaaaaaa. Obwohl ich neige zu 'denken': Gleichland. Ohne 'gleich' zu sein. Und auch kein Land. Aber das Wort schmiegt sich passlich an. Sonst mag ich Augen schließen nur widerwillig aber Gleichland ... schließen und offen verbunden sein.
Aha, sieh an, es gibt ein Fernsehserie mit dem Titel Anderland. Vielleicht hab ich die mal gesehen? Weiß nicht. Weiß wenig. Wo sind meine Erinnerungen? Physikalisch war ich doch anwesend die Jahrzehnte. Aber wohl selten da? Sonstland. Niemandsland. Jemandsland. Ich mag diese Stillertextfluss 'Trigger'. Sie rühren mich an. Wie ein Spiel mit Farben und Licht. Staub im Sonnenschein. Darauf kann ich mich dann tatsächlich mal 'einlassen'. Hier ist sicher. Flieg.
Ich stelle mir Stiller vor wie er die Backen aufbläst ... hui ... wie in einer Geschichte puste puste und dann bläst der Wind und wirbelt sauselustig ... Wind kennt keine Tür, kennt keinen Steg denn Irgendland ist nie im Weg und auch nicht nie wenn wann man schaut und doch all weil so hübsch vertraut. Hui. Hui. Juchhe.
Ok, Stiller, an der Stelle schalt ich wieder in 'Unaufällig-Muster-Modus' aber hey, die 'Momente' jetzt, die ich mit Deinem Gedankenstrom hatte, yeah, woah. Herrlich. Und, ich wollt mich eh mal wieder melden. Nach all der Zeit. Hui. Kicher kicher.
Stiller (Mittwoch, 16 September 2020 00:02)
Hallo Peter,
vielen Dank für die Hinweise zur Zahl i. "Eine von zwei Lösungen ...": Absolut richtig. Ich bin so wenig Mathermatiker, dass ich die Mathematik tatsächlich nur als Werkzeug benutze (auch wenn meine Kleinen es immer wieder lustig finden, was für einen Unfug man mit ihr anstellen kann). Und da fallen mir solche Unschärfen überhaupt nicht auf: Wir brauchen i, um irgendwas rechnerisch in den Griff zu kriegen? - Also los!
Zur Natur der Zahlen selber - gibt es sie überhaupt oder nicht ... etc.: Ich habe voller Interesse gelesen, wie schwer man sich tat mit der Einführung der Zahl 0 und wie es später (im Mittelalter) wilde Diskussionen gab, ob es sowas wie negative Zahlen überhaupt geben könne. Später habe ich bei Russell und bei Wittgenstein was zum Wesen von Zahlen bzw. der Mathematik gelesen und dann beschlossen, dass ich mich damit nicht auseinandersetze, sondern die Zahlen (und all ihre Verknüpfungen) als Werkzeuge benutze. Einem Mathematiker sträuben sich bei sowas vermutlich die Haare. Aber ich bin in dieser Sache fast kompletter Autodidakt. Da genehmige ich mir all diese Schwächen, wenn nur die Ergebnisse der Berechnungen logisch nachvollziehbar stimmen.
Zum letzten Punkt:
Wer soll Mathematik lehren dürfen?
Das ist tatsächlich nur eine Meinung von mir. Es ist halt meine Erfahrung, dass weder die Lehrer noch später die Professoren, die ich hatte, auch nur einen Hauch von Verständnis dafür hatten, dass ich mich mit ihrem Kram so schwer tat. Ich kann mich gut erinnern, wie im Fach "Mathematische Psychologie" (das heißt tatsächlich so (auch, wenn es an den meisten Unis "Methodenlehre" genannt wird) und ist tatsächlich auch ein sehr wichtiges Fach), der Professor ein wirkliches Monster von Formel auswendig an die Tafel schrieb. Seine Formel füllte die halbe Tafel aus. Dann stellte er sich da hin, schaute sich das an und sinnierte bestimmt zwei Minuten stumm über dieses Meisterwerk. Dann drehte er sich zufrieden zu uns um und konstatierte:
"Das ist klar."
Ja, und dann machte er einfach weiter mit dieser Monsterformel.
Und sowas ist mir beileibe nicht nur einmal passiert.
Wenn ich mir in meiner Arbeit als Psychologe vergleichbares leisten würde, dann würden sie mich teeren und federn und aus der Stadt jagen. Aber die, die Mathematik unterrichten, die dürfen sowas. Und die tun sowas.
Bei allen Befragungen, die ich zu diesem Thema kenne, kam immer heraus, dass Mathematik das mit weitem Abstand gefürchteste und unbeliebteste Schulfach war. Das liegt absolut nicht an der Mathematik. Die Mathematik selber ist etwas wunderbares. Mathematik ist wie Musik. Ich kann stundenlang über Formeln brüten und total in dieser Harmonie aufgehen. Dass die Mathematik so derart gefürchtet und verhasst ist, liegt einzig und allein an denen, die das unterrichten.
Peter (Sonntag, 20 September 2020 07:59)
Hallo Stiller,
Dem letzten Satz stimme ich voll zu. Vielleicht sollte man noch die mit hinzunehmen, die Lehrpläne nachen. Ich beobachte aber, dass viele, die es unterrichten eigentlich wenig Ahnung davon haben und lustlos Dienst nach Vorschrift tun. Das
System bringt offenbar nicht immer die Richtigen an die richtigen Plätze. Auch die Schulbücher sind zum Teil mit vielen Fehlern. Dabei lassen sich die Verlage diese Bücher gut bezahlen. Entwickelt werden sie aber offenbar im Billigverfahren.
Auch Dozenten machen Fehler, inbesondere wenn sie etwas live präsentieren. Und auch bei Dozenten an der Universität gibt es klar strukturierte und Chaoten. Mathematikstudenten haben hier den vorteil, dass sie es sich im Prinzip aussuchen können, was bei wem sie machen. Gehört zu den lockersten Studiengängen, zumindest was die Vorschriften über den Stoff betrifft. Da haben es Studenten anderer Fächer schwieriger, die Mathematik als Nebenfach haben und denen spezielle Kurse vorgeschrieben sind, die oft nur ein einziger Dozent anbietet. Häufig dann auch noch einer, der selbst zu wenig versteht davon.
Zurück zur Schule: Ebenfalls starre Vorschriften, die Schüler haben keine Wahl, ähnlich wie bei Mathematik als Nebenfach.
Man kann das auch über viele Bereiche sagen, nicht nur Mathematik und nicht nur Unterricht. Das System belohnt eher den lautesten Small-Talk als die besten Fähigkeiten. Als Beispiel nenne ich nur die alle paar Jahre wiederkehrenden Bankenkrisen. Oder auch Corona, wo jeder meint, möglichst laut sein zu müssen, und lieber laut eine unbewiesene Vermutung schreit als leise ein vorsichtiges "ich weiss nicht".