Ein langer Weg 03 - Ich bin viele

Meine leiblichen Eltern waren hochtraumatisierte Kriegskinder. Als der zweite Weltkrieg zu Ende ging, waren sie 15 bzw. 14 Jahre alt und hatten viele Dinge gesehen und erlebt, die auch die Seele eines Erwachsenen zerstört hätten: Not, Tod, Heimatlosigkeit, dauerhafte, massive sexuelle Gewalt, lange Phasen der permanenten Todesangst, schwerste körperliche Entbehrungen, Elternlosigkeit – die Liste ließe sich noch lange, lange fortsetzen. Das Klima, in dem sie unabhängig voneinander groß wurden, war eines der puren, sinnlosen, stupiden, allgegenwärtigen Gewalt. Das ging vielen Kindern damals so.

 

Es gibt Menschen, die sagen: „Zeit heilt alle Wunden.“ Ich kann nur für mein Leben sprechen. Aber hier gilt: Die Zeit heilt gar nichts. Auch als der Krieg schon Jahrzehnte vorbei war, ging er in den Herzen meiner leiblichen Eltern weiter. Bis zu ihrem Tod hörte er nicht auf, in ihnen weiterzutoben. Sie sind immer die Kinder geblieben, die sie im Krieg gewesen waren: Verschreckt, verstört, retardiert, brutalisiert, in einer Welt lebend, in der die Gewalt allgegenwärtig ist und buchstäblich alles durchdringt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich meine leiblichen Eltern mal als „erwachsen“ im Wortsinne erlebt habe.

 

Die Gewalt war überall. Auch in der Sprache.

„Ich zwing‘ das nicht!“ sagte mein Vater, wenn er meinte: „Ich schaffe das nicht.“

„Irgendwie – Hauptsache mit Gewalt!“ sagte er, wenn es ihm wieder mal gelungen war, durch rohe Körperkraft irgendeine Aufgabe zu bewältigen.

„Da musst du dich zwingen!“ sagten meine Eltern, wenn uns Kindern irgendwas nicht gelang.

Gewalt war ihre Antwort auf so ziemlich alles.

„Davon stirbt man nicht!“ sagten sie regelmäßig, wenn sie wieder mal ihren Krieg auf uns übertrugen. Nein, davon starb man tatsächlich nicht. Aber das war auch schon alles: Man starb nicht. Jedenfalls nicht sofort.

 

Mein leiblicher Vater war stark tablettenabhängig. Er fraß Tabletten wie andere Bonbons. Vor allem Tabletten, die Angst und Gefühle reduzierten. Das einzige Gefühl, das er noch empfinden konnte, war Wut. Wut war seine Reaktion auf so ziemlich alles. Und da er ein leidenschaftlicher Sadist war, lebte er das auch an seinen Kindern aus. Jeden Tag.

 

Meine leibliche Mutter war nach allem, was ich sehen kann, Autistin. Sie hatte sich als Kind und Jugendliche dadurch gerettet, dass sie alle Gefühle in sich abtötete. Sie fühlte so ziemlich gar nichts mehr. Ich kann mich kaum erinnern, bei ihr mal wirkliche Gefühle gesehen oder erlebt zu haben. Sie war vielleicht keine Sadistin. Aber sie ernährte sich von Angst. Wenn ihre Kinder Angst hatten, dann blühte sie auf. Todesangst war am besten. Dann musste sie die Wüste in ihrem Herzen nicht mehr so stark spüren. Aber auch Angst, alles zu verlieren, verkauft zu werden, verrückt zu werden oder niemals wirklich leben zu können, waren ihr ganz recht. In Sachen Angst war sie eine Kennerin, eine Genießerin. Angst war ihr Grundnahrungsmittel. Sie hing an ihren Kindern wie ein Vampir. Und wir ernährten sie.

 

Und so sah mein Leben denn auch aus, als ich ein Kind war:

Ständige Gewalt. Unentrinnbare Gewalt. Sinnlose, stupide, alles durchdringende, totale Gewalt – nirgendwo konntest du ihr entgehen. Auf keine Weise konntest du ihr entgehen – da konntest du machen, was du wolltest. Andere Kinder atmeten Luft. Meine Geschwister und ich atmeten Gewalt. Jeden Tag. Rund um die Uhr. Andere Kinder kamen nach Hause und fühlten sich da wohl. Wir kamen nach Hause und wurden auf beinahe jede erdenkliche Art, erniedrigt und gequält. Jeden Tag. Tag und Nacht. Es gab bei uns daheim buchstäblich nichts, was alltäglicher gewesen wäre als der blanke, nackte Terror. Die Angst, die uns umgab, durchdrang jede Faser unseres Seins. Wir kannten nichts anderes.

 

So bauten meine leiblichen Eltern für ihre Kinder die Kriegsrealität nach, die sie selbst erlebt und verinnerlicht hatten. Sie waren sehr stolz auf sich.

 

Dass Kinder sowas unbeschadet überstehen, gibt es nur in schnulzigen Filmen und in kitschigen Geschichten. Selbstverständlich wurden die kleinen Kinderseelen von meinen Geschwistern und mir vollständig und restlos zertrümmert. Wir existierten noch. Aber wir lebten nicht mehr. (Stichwort: „Davon stirbt man nicht!“) Wir retteten uns von einem Tag in den nächsten. Jede Nacht war voller Furcht, was die Nacht bringen würde und – noch viel schlimmer! – vor dem, was der neue Tag bringen würde. Und wenn der Tag angebrochen war, galt es, ihn irgendwie zu überstehen. Niemand von uns konnte wissen, welche Form und Intensität der Folter dieser neue Tag für ihn bringen würde. So ist das in Terrorregimen: Du lebst von einem Tag auf den nächsten. Und wenn die Folterer dich erwischt und in ihre Folterkeller verschleppt haben, dann … ja, dann kann jeder Moment dein letzter sein. Dann lebst du von einem Moment zum nächsten. Und die Angst wird zur stärksten und einzigen Macht auf Erden. Es gibt nichts, nichts, nichts mehr auf der Welt außer Angst und Schmerzen. Die Schmerzen füllen dich aus und höhlen dich aus. Irgendwann beginnen Angst und Schmerzen, eigenartige Dinge mit deinem Verstand und deinem Herzen anzustellen.

 

Ich fand einen Weg, mit diesem Terror und diesen Schmerzen umzugehen. Meine Geschwister fanden andere Wege, aber meiner war vermutlich der erfolgreichste:

Ich wurde viele.

 

Wann genau ich das angefangen habe, weiß ich heute nicht mehr. Ich muss etwas über ein Jahr alt gewesen sein, als ich anfing, mich zu zerlegen. Ich merkte, dass ich dem Terror besser gewachsen war, wenn ein Teil von mir ihn erlebte und ein anderer Teil ihn wie von ganz weit weg beobachtete. Wenn meine Eltern mich also verprügelten oder anschrien, hatte das noch den vollen physikalischen Impact: Ich kugelte unter ihren Schlägen durch die Gegend, meine Ohren schmerzten von dem Gebrüll, mein Gesicht brannte fürchterlich unter all diesen Schlägen …

 

… aber ein Teil von mir schaute von außen zu und machte Notizen. Es waren Notizen, um niemals zu vergessen. Ich wurde mein eigener Zeuge. Und so habe ich nur wenig von dem, was mir angetan wurde, vergessen.

 

Das wurde später zur Regel, ja geradezu zum Reflex. So wie die Folter anfing, waren Teile von mir woanders und protokollierten mit. Ich wurde von meinen leiblichen Eltern so hart geschlagen, dass meine Trommelfelle rissen. Ich schrieb das mit. Mein leiblicher Vater drückte meinen Kopf unter Wasser. Ich registrierte das. Mein kleiner Po wurde so übel malträtiert, dass er anschwoll und aussah wie ein Pfirsich. Ich merkte mir das. Mein leiblicher Vater hob mich an den Ohren hoch und trug mich so durch die Gegend. Ich schrieb das auf.

 

Hunderte, tausende, zehntausende Szenen. Und ich zerfiel immer mehr. Ich kannte es nicht anders. Ich wusste keinen anderen Weg. Mein leiblicher Vater baute sich vor mir auf und brüllte mich mit wutverzerrtem Gesicht in einer Höllenlautstärke an. Ich nahm keinen Ton mehr wahr, sondern sah nur noch sein Gesicht wie in einer langen Folge von Standbildern. Ich merkte, dass ich sein Gesicht größer und kleiner werden lassen konnte. Und wenn es gar zu arg wurde, machte ich sein Gesicht ganz klein, so dass es aussah, als würde ich ihn durch ein umgedrehtes Fernrohr betrachten. Ich hörte kein einziges Geräusch mehr und starrte dieses kleine, kleine Gesicht an. Alles war totenstill. Und dann kam aus der Ferne diese riesige Hand auf mich zu und schlug mich ins Gesicht, dass ich umfiel. Dann fiel ich um. Aber es war eigentlich nur ein Wechsel der Perspektive.

 

Schwieriger wurde es, wenn sie irgendwelche Werkzeuge zum Prügeln nahmen – Gürtel, Schuhe, Messer, Bücher, Aktenordner, Spaten – in den Händen meiner leiblichen Eltern konnte alles zu einer tödlichen Waffe werden. Wenn sich irgendwas zum Schlagen eignete, wurde es auch dafür genutzt. Ich wurde mit Papierkörben geschlagen, mit Hosenträgern, mit einem Topf, mit Kleidungsstücken, Handtüchern, Stofftieren, Werkzeug. Hier bestand unmittelbare Lebensgefahr. Ich fand dafür keine Lösung.

 

Meine leiblichen Eltern prügelten und schrien sich durch den Tag. Das war ihre Art, in der Welt zu sein. Und ich zerlegte mich in immer mehr Teile. Sie konnten ein paar von mir erwischen, wenn sie wieder eine Prügelorgie veranstalteten. Aber keinesfalls alle. Mir wurde rasch klar, dass das hier eine Frage von Leben und Tod war. Ich wusste, dass meine leiblichen Eltern mich vernichten wollten und ich es irgendwie schaffen musste zu überleben. Nur so lange, bis ich „groß“ war. Ich wusste, dass sie mir nichts mehr tun konnten, wenn ich erst mal „groß“ war. Und so lange hieß es jeden Tag: Überleben. Und überleben hieß, zu zerfallen. Davon stirbt man nicht.

 

So war ich schon von frühester Kindheit an viele. Und ich wurde immer mehr. Irgendwann fing das an, den Alltag zu beeinträchtigen. Ich kann mich erinnern, dass ich in der sechsten Klasse die Aufgabe hatte, nach der Schule das Klassenbuch zum Lehrerzimmer zu bringen und dort in einen Kasten zu stecken. Ich habe keine Ahnung mehr, wie ich zu dieser Aufgabe kam. Aber sie galt als ehrenvoll und ich erfüllte sie gewissenhaft.

 

Aber eines Tages war das Klassenbuch nicht mehr aufzufinden. Und ich wurde gefragt, wo es geblieben sei. Natürlich gab ich die ehrliche Auskunft, dass ich es nach dem Ende der letzten Schulstunde in diesen Kasten gesteckt hatte. Der Kasten wurde nochmal durchsucht – da war es nicht. Wo war es also? Woher sollte ich das wissen? Ich hatte es in den Kasten gesteckt, und damit endete meine Verantwortung.

 

Aber dass ein Klassenbuch verschwand, das war wirklich eine ernste Sache. Der gesamte Lehrkörper nahm das sehr, sehr wichtig. Das konnte man nicht einfach so hinnehmen. Die gesamte Schulbehörde schien alarmiert zu sein. Jetzt fingen intensive Nachforschungen an, die viele Tage dauerten. Immer wieder wurde ich in dieser Sache befragt. Immer wieder schilderte ich, was ich mit dem Klassenbuch gemacht hatte.

 

Und dann kam ich in ernste Schwierigkeiten:

Es stellte sich heraus, dass Schüler einer anderen Schule mich gesehen hatten. Sie hatten mich dabei beobachtet, wie ich mit dem Klassenbuch das Schulgebäude verlassen hatte. Ich war damit in den Müllraum im Keller der Schule gegangen und hatte es dort in einem Müllcontainer verschwinden lassen. So jedenfalls die unabhängigen Zeugenaussagen. Mindestens drei Schüler anderer Schulen hatten auf Befragen diese Aussagen gemacht. Mein Klassenlehrer meinte es gut mit mir. Er nahm mich beiseite:

„Du bist schwer belastet worden“, eröffnete er mir. Und er bat mich eindringlich, dass ich sagen sollte, was ich mit dem Klassenbuch gemacht hatte. Ich blieb bei meiner Version, denn es war ja die Wahrheit.

 

Also kam es zu einer Gegenüberstellung. Die Schüler, die mich gesehen hatten, wurden hereingebeten. Sie sollten mich identifizieren. Das fiel ihnen leicht. Dann erzählten sie, was sie gesehen hatten.

Ich fiel auf allen Wolken: Diese Zeugen waren absolut glaubwürdig. Auch für mich. Also hatte ich das Klassenbuch verschwinden lassen. Aber ich hatte absolut keine Erinnerung daran. Es war als hätte ein anderer Teil von mir die komplette Steuerung von Körper und Bewusstsein übernommen. Ich hatte eine ganz deutliche Erinnerungslücke:

Ich konnte mich daran erinnern, wie ich den Kasten öffnete, in dem die Klassenbücher aufbewahrt wurden. Dann erinnerte ich nichts mehr bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Müllraum verlassen hatte und nach Hause ging.

 

Solche frappierenden Erinnerungslücken kamen in meinem Leben nicht häufig vor, aber sie kamen vor. Ein paar Stunden sind aus meinem Leben verschwunden als wären sie in irgendein schwarzes Loch geraten. Bis heute weiß ich nicht, was ich in diesen Stunden getan habe.

 

Später kamen dann die Halluzinationen. Das war so ein ganz eigenes Kapitel. Das fing erst an, als ich Jugendlicher war. Ich entwickelte ein intensives Gefühl dafür, wie gefährdet meine gesamte Existenz war.

 

Und dann fing ich mit dieser Psychotherapie an. Ich erinnere es noch wie heute, dass ich meinem Therapeuten mal so richtig erzählen wollte, was ich als Kind alles erlebt hatte. Ich fing an, ihm Szenen zu schildern, die ich als kleines Kind mitgeschrieben hatte. Er unterbrach mich schon nach ganz wenigen Worten:

„Und was fühlst du dabei?“ wollte er wissen.

Ich hielt inne und schaute ihn völlig verblüfft an. Ich dachte nur:

„Was ist denn das für eine abstruse Frage ?!!“

Aber mir wurde deutlich, dass ich buchstäblich nichts dabei fühlte. Gar nichts. Es war als seien die Gefühle, die zu dieser Szene gehörten, in irgendeiner anderen Dimension gelagert, die mir nicht zugänglich war.

Mein Therapeut war ein sehr energischer und erfahrener Mann. Er ließ sich nicht abwimmeln:

„Und was fühlst du dabei?“

Und so begann ich zu fühlen. Zuerst sehr holpernd und stockend. Aber allmählich – so nach und nach und über viele, viele Jahre – wurden diese versteinerten Gefühle wieder flüssig und lebendig.

 

Es gibt Dinge, die angenehmer sind.

Aber so beginnt Heilung.

 

Auch heute noch bin ich viele. Sehr, sehr viele. Ich kann das nur grob schätzen, aber vermutlich bin ich beinahe tausend. Immer, wenn ich einen Teil von mir finde, wird der nach einem bestimmten ritualisierten Verfahren aufgenommen und integriert. Und dann ist er da und wuselt da in dem Garten rum, den wir in uns angelegt haben. Ein riesiger Garten …

 

Ich habe schon frühzeitig in der Therapie aufgegeben, einer werden zu wollen. Das hat nie funktioniert. Aber ich kann prima damit leben, dass ich viele bin. Das eröffnet mir sehr viele Möglichkeiten, die anderen, die tatsächlich nur einer sind, immer verschlossen sein werden. So kann ich zum Beispiel Tag und Nacht über Dinge nachdenken. Ich kann dabei Problemstellungen auf mindestens fünf Ebenen gleichzeitig analysieren. Und so weiter.

 

Es gibt Teile von mir, die ganz außergewöhnliche Fähigkeiten haben. Diese Fähigkeiten betreffen sowohl Wahrnehmung als auch Interpretation dieser Wahrnehmung. Ich nehme Dinge wahr, die andere ganz offenbar nicht wahrnehmen können und kann diese Wahrnehmung nutzen, um Probleme zu lösen, an denen andere scheitern.

 

Und vieles mehr.

 

Ich habe den Teilen in mir eine einzige Bedingung gestellt:

Ich habe die Oberhoheit über das Ganze. Ich vertrete uns nach außen. Niemand sonst darf das. Und ich bestimme, was von dem, was in mir ist, handlungswirksam wird und was nicht. Das wurde nach vielen Jahren des intensiven Ringens akzeptiert. Die Kleinen in mir nennen mich seit einigen Jahren respektvoll den „Meister“, weil sie mit meiner Herrschaft so zufrieden sind. Umgekehrt bin ich jedem Teil in mir jederzeit auskunftspflichtig und kann jederzeit vor ein Parlament in mir zitiert werden, wo ich Rede und Antwort stehen muss.

 

Einige Teile in mir haben den Status einer „teilautonomen Struktur“ bekommen. Höher kann man bei mir nicht aufsteigen. Was diese Teile tun, entzieht sich weitgehend meinem Bewusstsein. Aber nach intensiver Absprache habe ich das akzeptiert, denn das, was diese Strukturen tun, wirkt nur nach innen und wird nicht handlungswirksam.

 

Ich entscheide. Aber die Kleinen in mir bestimmen darüber, ob wir Lust am Leben haben oder nicht. Sie steuern die Energiezufuhr – habe ich Energie oder nicht? Sie bestimmen Art, Richtung und Färbung unseres Lebens. Und deshalb grinse ich häufig, wenn ich gebeten werde, mich vorzustellen:

„Gestatten, Stiller.“

Das ist ziemlich gelogen. Aber wie sollte ich jemandem das bei der Begrüßung erklären?

Ich bin Stiller, klar. Aber ich bin nur der Regent und der Außenminister eines ziemlich großen Haufens kichernder und lebenslustiger kleiner Strolche. Und dann gibt’s da noch die weniger agilen, die verträumten, die verspielten, die kreativen (auf meinen Einfallsreichtum kann ich mich immer verlassen), die nachdenklichen, die neugierigen und wissensdurstigen und – ach du liebe Güte … in diesem riesigen Garten, der in mir ist, gibt es so ziemlich alles.

 

Ich bin unter anderem deshalb so schweigsam, weil ich den ganzen Tag in Kontakt mit meinen Kleinen bin. Von morgens bis abends (und oft auch nachts) sind wir zusammen. Jede Sekunde. Ohne jede Unterbrechung. Dass ich mal nicht in Kontakt mit meinen Kleinen bin, kommt beinahe nie vor. Und wenn wir uns besprechen, dann können diese Gespräche sehr, sehr lange dauern. Da schweige ich dann nach außen.

 

Ich wirke nach außen oft sehr einsilbig und regelrecht farblos. Aber in mir geht es richtig zur Sache, das kann ich euch versichern. In mir ist es farbig. Und wie! Und in mir finden so ziemlich alle Begegnungen gleichzeitig statt, die man sich nur denken kann. Manchmal sind wir auch alle zusammen für lange Zeiträume einfach still. Wir sind dann sehr intensiv zusammen und einfach nur da und einfach still. Das kann geradezu paradiesisch sein.

 

Also: Für die, für die ich mich habe verständlich ausdrücken können:

Gestatten, Stiller. Ich bin viele.

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Kommentare: 1
  • #1

    Hanspeter Fischer (Sonntag, 07 März 2021 13:49)

    Das nennen sie dann eben, "auf sich bezogen sein*